Schwindelerregende Bewegung

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Mozarts "Le nozze di Figaro" als zeitloses Drama am Grazer Opernhaus: beeindruckend.

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Mozarts "Le nozze di Figaro" als zeitloses Drama am Grazer Opernhaus: beeindruckend.

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Mit heftigem Applaus quittiert ging sonntagabends "Le nozze di Figaro" am Grazer Opernhaus über die Bühne. Als zeitloses Drama um Macht und wechselnde Abhängigkeiten inszeniert von Christof Loy, entwickelte sich die vom ersten Augenblick an in atemberaubendem Tempo voranstürmende Handlung von Mozarts wohl erfolgreichster Opera buffa bei der Premiere ganz aus dem Geist der äußerst komplexen literarischen Vorlage. Nicht zuletzt die schauspielerischen Fähigkeiten der Darsteller ließen die von Librettisten Lorenzo Da Ponte zwar entschärfte, aber dennoch bis heute deutlich spürbare politische Brisanz der Vorlage plastisch hervortreten - Beaumarchais' "Le mariage de Figaro" wurde bekanntlich sowohl in Paris als auch in Wien von der Zensur verboten. Den dramatischen Charakter von Mozarts Musik stellte auch das Grazer Philharmonische Orchester unter dem gewohnt souveränen Dirigat von Wolfgang Bozic in den Vordergrund, sodass der Anspruch, "dem Publikum ein in seiner Art neues Schauspiel zu bieten" (Da Ponte), zweifellos eingelöst wurde.

In spannungsreichem Kontrast zur schwindelerregenden Bewegtheit von Musik und Handlung die Statik der Bühne: Ortswechsel nur mittels weniger, allerdings vielsagender Requisiten angedeutet, bildet ein schäbiges Durchgangszimmer mit ramponiertem Parkettboden den universalen Schauplatz in der vom Theatre Royal de la Monnaie in Brüssel übernommenen Produktion. In seiner Leere und Kühle kein Ort des Verweilens, mutiert es am Ende zum Garten, wo die Figuren einander in blindem Taumel entgegenirren. Durchwegs beeindruckend trotz krankheitsbedingter Umbesetzungen auch die sängerischen Leistungen; neben Rosella Ragatzu (Gräfin), Evgueniy Alexiev (Figaro), Mariselle Martinez (Cherubino) vermochte im Besonderen Miguelangelo Cavalcanti die Sympathien des Publikums zu gewinnen.

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