Enttäuschende Wiederentdeckungen

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Warum nicht ein Opernprojekt nach einem Librettisten ausrichten, wie im Theater an der Wien? Dort stehen diese Saison drei durch Texte von Pierre-Augustin Caron de Beaumarchais angeregte Stücke auf dem Programm: Milhauds "La mère coupale", Mozarts "Figaro" und Giovanni Paisiellos ebenfalls Mozarts Thema verpflichteter "Il barbiere di Siviglia", womit diese Serie auch begonnen wurde,-mit hohen Erwartungen, die nur zum Teil erfüllt wurden.

Was neben der überraschend wenig inspirierten musikalischen Interpretation durch René Jacobs und das Freiburger Barockorchester, die sich der musikalischen Vorlage mit zu wenig spannungsvoller Raffinesse widmeten und auch Brillanz vermissen ließen, an der Inszenierung des sonst innovatorischen Duos Moshe Leiser & Patrice Caurier lag. Sie wird erst nach der Pause spritziger, in der Personenführung konziser.

In Franco-Ära verlegt

Wäre es nicht besser gewesen, diesen Vierakter im originalen Sevilla des 18. Jahrhunderts zu belassen und nicht in die Zeit der Franco-Ära (Bühnenbild: Christian Fenouillat) zu verlegen? Sich weniger von Buñuels Film "Viridiano" leiten zu lassen, dafür mehr dem hintergründigen, mit gesellschaftskritischen Akzenten aufwartenden Libretto und den Finessen der keineswegs leichtgewichtigen Partitur zu vertrauen? Auch die Sängerriege erwies sich - abgesehen von Pietro Spagnolis hier die Hauptrolle spielendem Dottore Bartolo, Fulvio Bettinis ebenso köstlichem Don Basilio und Andrè Schuen untadeligem Figaro - insgesamt als nur durchschnittlich.

Noch enttäuschender geriet die letzte Volksopern-Premiere. Was alles an Witz und Charme hielte, szenisch wie musikalisch, Jacques Offenbachs nicht nur an billigen Turbulenzen reiche Operette "Pariser Leben" bereit. Dafür bräuchte es allerdings eines Dirigenten, der mit den Protagonisten zu kommunizieren weiß und nicht, wie Volksoperndebütant Sébastian Rouland, ihnen meist voraus oder hinterher ist, womit er es auch dem Orchester schwer machte. Dann eines Regisseurs und Bühnenbildners, der ungleich mehr Fantasie und Gefühl für die immer wieder mit Persiflage kokettierende Komik dieses Sujets zeigt, wie Michiel Dijkema. Und, schließlich handelt sich um Musiktheater, Protagonisten, die nicht nur mit der einen oder anderen szenischen Pointe aufwarten, sondern auch ihre gesangliche Aufgabe mit der entsprechenden Souveränität lösen. Rollendeckend das mit Caroline Melzer und Kurt Schreibmayer passabel besetzte Baronpaar Gondermark. Zu wenig profilieren Daniel Prohaska und Rasmus Borkowski als Raoul und Bobinet. Mehr spielfreudig als vokal überzeugend Annely Peebo als Metella und Elisabeth Schwarz als Gabrielle. Und auch die Choristen hat man schon besser gehört, vor allem deutlicher artikulierend.

Il Barbiere di Siviglia

Theater a. d. Wien -25., 27., 27. Feb.

Pariser Leben

Volksoper -27. Feb.; 2., 7., 10. März

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