Der Abend funktionierte nicht

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Harnoncourts konzertantes Mozart-Da Ponte-Projekt im Theater an der Wien begann mit einer rundum enttäuschenden Aufführung von "Le nozze di Figaro“. Nicht alles, was man will, gelingt.

Mit seinem einstigen Mozart-Opernzyklus an der Zürcher Oper hatte Nikolaus Harnoncourt nicht nur internationales Aufsehen erregt, sondern gleichzeitig eine wichtige Grundlage für seine internationale Karriere gelegt. Nach jahrzehntelanger Beschäftigung mit diesem Repertoire wollte er sich im Theater an der Wien neuerlich einer solchen Herausforderung stellen. Ausgesucht dafür hatte er sich die drei Da Ponte-Opern "Le nozze di Figaro“, "Don Giovanni“ und "Così fan tutte“, die er in zeitlich naher Aufeinanderfolge mit einem Stammensemble aufführen wollte. Und zwar mit Martin Kusej als Regisseur.

Letzteres ließ sich dann doch nicht realisieren, und so entschied man sich, dieses Projekt konzertant aufzuführen. Was sich bei "Le nozze di Figaro“ - und bei den beiden anderen Mozart-Opern in den nächsten Wochen wird es wohl nicht anders sein - so präsentierte, dass die Bühne von drei großen Wänden dominiert ist, auf denen Spiegel mit Porträts der jeweiligen Sänger und eines der berühmten Mozart-Bildnisse drapiert sind. Davor gehen die Darsteller in Alltagskleidern oder stilisierten historischen Kleidern auf und ab und liefern von den einzelnen Pulten ihre Parts ab. Dass Harnoncourt in den Tempi den "Figaro“ anders liest, hat er schon 2006 bei den Salzburger Festspielen vorgezeigt. Freilich ungleich vitaler und spannender. Mittlerweile verdeutlicht er seine auf langsamere Tempi als gewohnt setzende Dramaturgie noch durch schroffere Akzente, auch wenn dies der Concentus Musicus nicht immer mit der nötigen Präzision realisierte. Was sowohl an Harnoncourts Zeichengebung lag als auch an der Rücksicht, die er auf die Sänger nehmen musste. Die Enttäuschung dieses Eröffnungsabends dieser Trilogie.

Enttäuschende Sänger

Als Intendant Geyer die Indisposition des jungen Andrè Schuen für die Titelpartie ankündigte, ließ dies nichts Gutes erwarten. Schuen suchte dann auch durch Überakzentuierung seine Verfassung, vor allem fehlende Markanz in der Tiefe, zu kaschieren, Bo Skovhus (Almaviva) mit Routine fehlende Stimmstärke zu überspielen, Mari Eriksmoen - sie fiel auch durch schlechtes Italienisch auf - mit Affektiertheit davon abzulenken, dass sie als Susanna fehlbesetzt ist.

Für Elisabeth Kulman kam die Rolle des Cherubino, wenngleich sie mit ihrer Leistung alle überragte, eindeutig zu spät. Mittelmäßig Peter Kálmán in der Doppelrolle Bartolo/Antonio, untadelig der junge Mauro Peter als wenig persönlichkeitsstarker Basilio/Don Curzio. Christina Gansch war eine bagschierliche Barbarina, Ildikó Raimondi gab eine zuweilen scharfe Marcellina. Souverän, wie gewohnt, der Arnold Schoenberg Chor. Einen rabenschwarzen Tag hatte die ständig mit den Noten in der Hand (!) parlierende Contessa, Christine Schäfer, die von Beginn an Schwierigkeiten hatte, den rechten Ton, die verlangte Phrasierung, die gewünschte Artikulation zu finden. Ein Rollendebüt, wie man es niemandem wünscht, was auf die enttäuschende Qualität dieses Abends aber entscheidend abfärbte.

Mozart-Trilogie - Theater an der Wien

Don Giovanni am 17., 19. März Così fan tutte am 27., 29. März

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