Figaro-Inszenierung der anderen Art im Theater an der Wien
Mit Darius Milhauds selten gespieltem (und zu Recht vergessenem) Dreiakter "La mère coupable" beschloss das Theater an der Wien nun seine schon enttäuschend begonnene Figaro-Trilogie.
Mit Darius Milhauds selten gespieltem (und zu Recht vergessenem) Dreiakter "La mère coupable" beschloss das Theater an der Wien nun seine schon enttäuschend begonnene Figaro-Trilogie.
Warum nicht nach den drei Da Ponte-Opern Mozarts in der vorigen Saison dieses Thema wenigstens zum Teil noch einmal aufgreifen und zur Diskussion stellen, wie verschiedene Komponisten im Laufe der Jahrzehnte mit Beaumarchais Figaro-Stoff umgegangen sind?
Nach den Vorstellungen von Theater an der Wien-Intendant Roland Geyer sollte es gewissermaßen eine "Trilogie der anderen Art" werden.
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Doch schon der Start mit Paisiellos "Il barbiere di Siviglia" im Februar mit dem Freiburger Barockorchester unter René Jacobs und den in Zürich wie bei den Salzburger Festspielen gerne gesehenem Regieduo Moshe Leiser und Patrice Caurier, die dieses Sujet in die Franco-Ära verlegten, blieb unter den Erwartungen, denn es wurde mit wenig Spielwitz realisiert.
Erst recht die Fortsetzung wenige Wochen später mit Mozarts "Le nozze di Figaro", obwohl man mit Marc Minkowski und seinen Les Musiciens du Louvre Grenoble erneut auf Prominenz im Orchestergraben gesetzt hatte. Sie musizierten nicht mit dem erforderlichen Animo. Auch hier ließ die Sängerbesetzung zahlreiche Wünsche offen. Nicht zu reden von Felix Breisachs die Intentionen dieser Commedia per musica kaum peripher streifenden Regie.
Finale mit wenig Pointen
In dieses Bild fügt sich auch das Trilogie-Finale: Darius Milhauds mit wenig Pointen aufwartender, zu Recht vergessener Dreiakter "La mère coupable". Schon Herbert Föttingers erste Opernregie, Beethovens "Fidelio", ebenfalls im Theater an der Wien, misslang. Noch weniger vermag der Theater an der Josefstadt-Prinzipal mit diesem auf Beaumarchais basierendem Libretto von Madeleine Milhaud anfangen.
Es kreist um die schwierige Beziehung des nach Paris umgezogenen alten spanischen Grafenpaars Almaviva und deren lange geheim gehaltenen unehelichen Kindern Florestine (aus einer Beziehung des Grafen) und Léon (aus der Beziehung der Gräfin mit dem im Krieg gefallenen Cherubino), die, weil nicht blutsverwandt, schließlich doch ein Paar werden können.
Man wird mit den modisch gewordenen Liften (Bühne: Walter Vogelweider) sowie mit zahlreichen Koffern konfrontiert, das Stück wird in die Zeit der Uraufführung, die 1960er-Jahre, verlegt, ohne dass dies die Inszenierung näher begründen kann.
Mozart dazugespielt
Eine konzise Zeichnung der Personen vermisst man ebenso wie eine wenigstens halbwegs spannende Nacherzählung dieser von Intrigen begleiteten Geschichte. Weil für Föttinger der Schlüssel zum Stück im vorangegangenen Tod des ältesten Grafensohnes liegt, lässt er zu Beginn Mozarts alles andere als zum Stück passende "Maurerische Trauermusik" spielen, um eine entsprechende Begleitmusik (!) für die in diesem "Vorspiel" gezeigte Beerdigung zu haben.
Hier wie dann auch in der folgenden, französisch gesungen Milhaud-Oper zeichnete sich das wenig inspiriert agierende ORF Radio-Symphonieorchester unter dem mit dieser Aufgabe bis an seine Grenzen geforderten Leo Hussain am Pult nicht gerade durch beredte Phrasierung und differenzierte Klanglichkeit aus. Es übertönte meist die Sängerdarsteller. Nur Mireille Delunsch und der gestisch um Kontur bemühte Markus Butter als Grafenpaar Almaviva entsprachen halbwegs Milhauds Anforderungen.
La mère coupable
Theater an der Wien
15., 17. Mai 2015
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