Springers Signal nach Wien

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Axel Springer verkauft einige seiner traditionsreichsten Titel an die Funke-Gruppe: Hamburger Abendblatt, Berliner Morgenpost und Hör zu gehören künftig jenem Medienunternehmen, das hierzulande noch besser als WAZ und Hälfte-Eigner von Krone und Kurier bekannt ist.

Das prompt folgende Gerücht um einen eventuellen Abtausch des Österreich-Engagements zwischen den beiden deutschen Konzernen ist aber bloß ein leichtes Lüftchen im Vergleich zum Orkan der bösen Kommentare, Springer verabschiede sich nun nicht nur von Regionalblättern und Illustrierten, sondern zumindest von Printmedien, wenn nicht gar vom Journalismus. Dass diese Kritik großteils von Journalisten aus Printmedien kommt, macht sie allerdings verdächtig.

Wenn Europas - einst? - größtes Zeitungshaus sich von Teilen dieses Kerngeschäfts trennt, kann das auch als positives Signal verstanden werden. Konsequente Hinwendung zu digitalen Projekten bietet eine Überlebenschance für traditionelle Verlage. Sie bauen mehr denn je auf starke Marken - Springer auf die Bild im Boulevardbereich und die Welt im Qualitätssegment. Wenn diese inhaltlich ausbluten, verlieren sie an Wert. Doch der für ihre Bedeutsamkeit notwendige Journalismus muss bezahlt werden. Das gelingt mit Querfinanzierung per digitales Geschäft zusehends besser als durch alte Kanäle wie zum Beispiel das klassische Inserat.

Die wahre Herausforderung für den Journalismus besteht nicht in seiner Verbreitung über Papier oder Bildschirm, sondern ob und wie er seinen Mehrwert gegenüber der nicht klar journalistisch etikettierten, aber wachsenden Vielfalt von Information darstellen kann. Diese Einzigartigkeit lässt sich für urbane Märkte wie Hamburg und Berlin am schwierigsten bewahren. Unter diesem Blickwinkel ist Springers Verkauf ein Signal nach Wien.

Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst

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