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Minderheiten- Theater

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Einmal im Monat gastiert man mit einer Neuinszenierung in Budapest. Zuletzt war dies „Nathan der Weise”, gespielt von deutschen und des Deutschen mächtigen Schauspielern. Natürlich hört man den Akzent. Aber: War es nicht auch eine Mehrsprachen-Gemeinschaft, die zur Toleranz finden mußte? Plötzlich bekommt das Stück in dieser Mischung der Akzente eine neue Dimension.

Die Deutsche Bühne hat ein kleines Stammpersonal und engagierte Schauspieler aus Deutschland, aber auch aus Ungarn mit Stückverträgen. Andräs Frigyesi, der ungarische Intendant, der nach jahrelanger Tätigkeit in Österreich fast akzentfrei deutsch spricht, hat vielerlei Aufgaben. Er soll die seit 1944 stark geschrumpfte deutsche Minderheit betreuen, er bereitet in Wort und Schrift Aufführungen für Schüler vor, möchte aber auch die Ungarn ansprechen, die nach dem Wegfall des Zwangsunterrichts in Russisch verstärkt Deutsch lernen.

Der Spielplan soll bunt und abwechslungsreich sein: Klassiker und moderne Unterhaltung, Märchenspiele für Kinder, ungarische Stücke auf deutsch. Im Musiktheater gibt es „Dreigroschenoper” und „Gräfin Mariza” und demnächst „Eine kleine Zauberflöte”, die sich an junges Publikum wendet und den Möglichkeiten des kleinen Theaters entspricht. Aber zu Mozart werden auch viele Erwachsene kommen. Szekszärd liegt in einem Teil Südungarns, wo noch relativ viele Deutsche leben. Man gibt Gastspiele in anderen Orten, pflegt Austausch mit dem deutschen Theater in Temesvar im rumänischen Banat, das mühsam ums Überleben kämpft.

Für den ungarischen Staat ist diese Förderung des Theaters Teil einer Minderheiten-Politik, die möglichst vorbildlich sein soll - im Hinblick auf die ungarischen Minderheiten in Rumänien, Serbien oder der Slowakei.

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