Unsere Nachbarn ohne gemeinsame Grenze

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Polen zeigt seine Schätze und präsentiert sich als modernes, aufstrebendes Land: das"Polnische Jahr in Österreich" von April 2002 bis April 2003.

In Warschau habe man sich gefragt, "in welchem der EU-Mitgliedsstaaten die Sympathie für Polen am Geringsten sei", erzählt Emil Brix, Abteilungsleiter im österreichischen Außenministerium, mit traurigem Blick. Denn die Antwort lautete: in Österreich. Da nutzt es nichts, dass einige bedeutende Alt-österreicher, auf die man hierzulande sehr stolz ist, aus dem Gebiet des heutigen Polen stammen: Billy Wilder etwa oder Joseph Roth. Zur Imageverbesserung in Hinblick auf den baldigen EU-Beitritt organisiert "unser Nachbar ohne gemeinsame Grenze" (Brix) von April 2002 bis April 2003 das "Polnische Jahr in Österreich".

Mit fast 100 Veranstaltungen in Wien, Graz, Linz und Schwaz soll das "Wissensdefizit über das heutige Polen" verringert werden, wünscht sich Koordinatorin Agnieszka Kubicka-Dzieduszycka, der die Präsentation ihrer Heimat als modernes, aufstrebendes Land besonders am Herzen liegt. So sollen etwa in der Kunsthalle Wien polnische Gegenwartskunst und im Ars Electronica Center in Linz Medienkunstprojekte präsentiert werden.

Bleibende Strukturen

Doch der Beginn und die wichtigsten Programmpunkte gehören traditionellen Künsten: Die Eröffnung erfolgt am 13. April im Stephansdom mit einem Galakonzert der Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Lorin Maazel. Der erste Höhepunkt wird die Ausstellung "Die Fresken von Faras" im Wiener Kunsthistorischen Museum (24. Mai bis 15. September). Die Schau zeigt einen Teil der Sammlungen frühchristlicher Wandmalereien und nubischer Steinmetzarbeiten aus dem Nationalmuseum in Warschau, die der Archäologe Kazimierz Michalowski in den sechziger Jahren vor den Fluten des Assuan-Stausees gerettet hat. Gleich darauf folgt "Die Schatzkammer Polens", wo den Besuchern des Kunsthistorischen Museums wertvolle Schätze der sakralen Kunst aus der Zeit der polnischen Könige präsentiert werden (11. Oktober 2002 bis 19. Januar 2003). Direktor Wilfried Seipel freut sich dem Vernehmen nach schon jetzt auf das viele Gold.

Die internationale Chopin-Gesellschaft in Wien feiert heuer ihren 50. Geburtstag. Aus diesem Anlass wird in der Bundeshauptstadt ein Zyklus festlicher Konzerte aufgeführt werden. Doch auch Modernes bietet das "polnische Jahr": Jazz, Avantgarde und experimentelle Musik im Wiener Jazzclub "Porgy & Bess", ein Konzert mit Kompositionen der polnischen Gegenwartsmusik in Salzburg und Werke des Komponisten Boguslaw Schaeffer in Schwaz/Tirol. In Graz ist ein Crossover-Projekt im Kulturzentrum bei den Minoriten geplant.

Für Filmfreunde gibt es im November Werke des Meisterregisseurs Wojciech Jerzy Has zu sehen, für Freunde der Literatur ist ein umfangreiches Programm geplant, Rückgrat des Literaturschwerpunktes wird ein dreitägiges Fest der polnischen Literatur in Wien.

Das Ziel, so Koordinatorin Kubicka-Dzieduszycka, sei es jedenfalls, "bleibende Strukturen zu hinterlassen".

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