Unter den Rock geschaut

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Sergej Prokofjews Oper "Die Liebe zu den drei Orangen" in Linz: ein rundum geglücktes Wagnis.

Was macht eine derart geglückte Inszenierung dieser heiteren Oper mit ihren Elementen der Commedia dell' Arte aus: die einfallsreiche und spritzige Musik Prokofjews, die leichter wirkt als ihre Partitur zu spielen ist, bei der Premiere im Großen Haus des Landestheaters vom Bruckner Orchester Linz unter dem kongenialen Dirigat von Dennis Russell Davies glänzend dargeboten; die mit großer Spielfreude agierenden Sängerinnen und Sänger mit ihren kultivierten Stimmen, die sie trotz körperlicher Forderung in jeder szenischen Situation einzusetzen wissen; der Chor und Extrachor (Leitung Georg Leopold); eine bizarre Bühne (Heinz Hauser), die mit den Kostümen (Elisabeth Binder-Neururer) aufs Groteskeste korrespondiert; die Choreografie von Michael Reardon "im Theater auf dem Theater"? Ja, und das mit viel Witz präsentierte Ganze in der souveränen Regie von Beverly Blankenship. Aus dem Gesagten versteht sich auch, weshalb dieses schwierige Werk des russischen Komponisten so selten aufgeführt wird. Das Linzer Landestheater hat es in deutscher Sprache gewagt - und gewonnen.

Worum geht es in dieser 1921 in Chicago uraufgeführten Oper nach Carlo Gozzi? Da ist der um seinen melancholischen Sohn (Pedro Velázquez Díaz) besorgte König (William Mason). Alle Versuche, ihn zum Lachen zu bringen, schlagen fehl. Erst als die Zauberin Fata Morgana (Ruth Bormann) auftritt, stürzt diese so (un)glücklich, dass der Prinz zum ersten Mal in seinem Leben unter einen weiblichen Kittel schaut - und laut und lang in allen Tonlagen zu lachen beginnt. Zwar ist er jetzt gesund, aber nicht gerettet, denn die Zauberin befiehlt ihm, sich in drei Orangen zu verlieben, die in einer Wüstengegend von einer gefährlichen Köchin (Nikolai Galkin) bewacht werden.

Wundert es, dass diese von Truffaldino (Jörn Eichler), dem treuen Begleiter des Prinzen überlistet wird, aus den Orangen hübsche Prinzessinnen schlüpfen und deren eine (Dorothea Maria Marx) - die beiden anderen lässt der Librettist verdursten! - der Prinz nach weiteren Abenteuern heimführen kann? Hervorgehoben seien noch Andreas Hörl als Gast (Tschelio), Khatuna Mikaberidze (Clarisse), Karsten Mewes a.G. (Leander) und Lauri Vasar (Pantalon).

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