Was mir am Herzen liegt

Werbung
Werbung
Werbung

Mir schien es wenig zu sein! Viel zu wenig! Da haben wir für die Sporschillschen Straßenkinder in Bukarest einen Benefizabend gemacht, der gut besucht war. Staatsoperndirektor Holender hat in einem ergreifenden Aufruf zu Spenden animiert, alles war prima, das Karajan-Center ein glänzender Gastgeber. Und dann - das Ergebnis? Ein paar Tausender so zwischen 20 und 30, was weiß ich. Wenig, denke ich! Und dann erzählt mir ein Freund, der geliebte Professor Nußbaumer, daß er einmal für einen Vortrag 15 Blaue bekommen hätte, diese aber einem Kinderdorf in Südindien gespendet hat. Und jetzt kommt's: Mit diesen 15.000 Schilling haben sie dort in Asien eine Volksschule gebaut. 15.000 Alpendollar sind nämlich dort sehr, sehr viel Geld. Dort, wo das Monatseinkommen eines Arbeiters etwa 600 Schilling beträgt (wenn er Arbeit hat - wenn!). So gesehen hat mir das Ergebnis der Sammlung für die Sporschill-Kinder schon besser gefallen.

Jetzt aber bin ich dabei, weiter zu werkeln, und zwar für ein sehr anderes Projekt, das uns allen am Herzen liegen sollte. Im Burgenland haben sich einige anständige Menschen entschlossen, die alte traditionsreiche Synagoge von Kobersdorf nicht verfallen zu lassen und zu einem kulturellen Zentrum auszubauen. Von den Nazis verwüstet, stehen nur mehr die Grundmauern herum. Aber es ist gelungen, die Ruine mit einem Dach zu versehen. Jetzt heißt es weitersammeln und weiterbauen. Das letzte jüdische Gotteshaus der berühmten sieben Gemeinden des Burgenlandes darf nicht verkommen, sondern soll Erinnerung, Mahnmal, aber auch Ausblick in eine friedvolle Zukunft sein. Gerade jetzt, wo die Geisteskrankheit des Fremdenhasses grassiert, wo ungestraft Ausländerhatz betrieben werden kann, wo Milliardäre gegen "Fremde" hetzen - Fremde, die sie selbst als Arbeiter beschäftigen -, haben solche Taten Symbolcharakter. Mit dem Wiederaufbau zerstörter Bauwerke kann man Geschichte nicht ungeschehen machen, jedoch manifestieren, daß man Unrecht als solches erkannt hat. Auch die Synagoge in Kobersdorf soll ein Zeichen sein, daß nicht alle Österreicher der Idiotie des Rassenhasses huldigen, daß es auch in diesem Land Menschen gibt, die sich als Brüder und Schwestern aller Geschöpfe Gottes verstehen, mehr als man glaubt.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung