Wiens Kunstmesse Viennafair will unter neuer Führung mit zahlreichen Zusatzveranstaltungen von Musik bis Yoga neues Publikum anlocken. Kooperationen wie das Projekt curated by_vienna sollen die stärkere internationale Positionierung von Messe und Galerien fördern.
Vienna Live, Vienna Sonic, Vienna Studio, Vienna Talks … Wien in vielerlei Varianten findet man auf der neuen Version der Kunstmesse Viennafair, die von 20. bis 23. September stattfindet. Seit April sind Vita Zaman und Christina Steinbrecher die neuen Leiterinnen, beide kommen aus dem Kunstmessen- und Galeriebetrieb. Steinbrecher war als Leiterin der Art Moscow sowie als Kokuratorin der Moscow Biennale und der Biennale von Venedig tätig, Zaman war zuletzt an der The Pace Gallery in New York beschäftigt.
Das wichtigste Anliegen der Neo-Direktorinnen sei, so Zaman im Gespräch mit der FURCHE, "die Messe einzigartig und international erfolgreich zu machen“. Man möchte die Viennafair von anderen Kunstmesse-Formaten noch klarer abheben als bisher. Zahlreich sind ihre Ansätze, um sie facettenreicher zu gestalten und auch Menschen anzulocken, "die noch nie ein Kunstwerk gekauft haben und noch nie auf einer Kunstmesse waren“, sagt Zaman. "Natürlich behalten wir die Konzentration der Messe auf den südosteuropäischen und osteuropäischen Raum bei, aber wir müssen das Konzept überdenken und noch spezifischer vorgehen“, sagt Zaman, die einen Schwerpunkt auf Istanbul sowie auf die ehemaligen Teilrepubliken der UdSSR legt. "Selbstverständlich ist es richtig, Wien als geografischen Angelpunkt zu sehen, aber man muss noch weiterdenken, um die Viennafair international noch besser zu etablieren. Die Messe soll außerdem kein statisches Event sein, sondern eine Plattform für Wissen und Bildung, für Austausch mit Künstlern und für alle möglichen Kunstrichtungen.“
Kunst anders wahrnehmen
So gibt es unter dem Titel Vienna Sonic Musiker und Sound Artists, die Zonen der Messe akustisch zu gestalten, der Abend des 21. September wird überhaupt zum Sound-Abend. "Vor allem aber geht es uns um Besucherpartizipation“, sagt Zaman. "Kunst soll anders wahrgenommen werden als auf die herkömmliche Art und Weise.“ Daher bietet man auch Yoga, ein Fotoshooting, One-to-one-Performances, das Kochen beziehungsweise Essen in einem minimalistischen Restaurant und einen Workshop, der Pussy Riot gewidmet ist.
Wien soll auch "als Platz für Entdeckungen präsentiert werden“, so Zaman, man arbeitet eng mit den hiesigen Galerien zusammen. In Kooperation mit 22 Galerien und mit departure, der Kreativagentur der Stadt Wien, hat man internationale Kuratoren dazu aufgefordert, Präsentationen in den Galerieräumen zu gestalten, mehr als achtzig Künstler werden dabei vorgestellt. Als Thema hat man sich bei der vierten Ausgabe von curated by_vienna "Kunst oder Leben“ gewählt, man untersucht die Zusammenhänge von Arbeit, Ökonomie, Wissen, Politik und Kunst. "Das Schönste daran ist, dass alle Galerien zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen, was zu erreichen nicht immer leicht war, aber schließlich durch offene und transparente Vorgehensweise gelang“, sagt Kuratorin Eva Maria Stadler. "Alle waren sehr neugierig, die Chance zu bekommen, mit internationalen Kuratoren zu kollaborieren und ihre Arbeitsweisen kennenzulernen und die internationalen Kontakte zu intensivieren. Es ist ein Luxusprojekt für die Galerien.“
Durch die Präsentation von curated by_vienna auf der Viennafair möchte man nicht zuletzt einen Anreiz schaffen, dass Messebesucher auch in den Galerien selbst vorbeischauen, wiewohl die dort bis Ende Oktober bestehenden Ausstellungen nicht zwingend die Ausrichtung der jeweiligen Galerie widerspiegeln. "Die Kuratoren konnten selbst wählen, ob sie mit einem Künstler der Galerie oder mit einem außenstehenden arbeiten wollten“, sagt Stadler. "Beides ist sehr interessant - einerseits kann es für die Galerien spannend sein, neue Künstler kennenzulernen, andererseits bietet man ihren Künstlern eine Plattform.“
Viennafair - The New Contemporary
Messe Wien, Halle A, 20. bis 23. September
