Auch Künstler brauchen Geld

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Drückten Künstler den Märkten ihrer Zeit den Stempel auf oder bestimmten Geldgeber die Rahmenbedingungen der Kunstschaffenden? Die Kunstmesse „Viennafair“ bietet jedenfalls die Möglichkeit, Kunst aus aller Welt zu erwerben, sowie ein spannendes Rahmenprogramm.

„Der Künstler ist auf sich gestellt, malt ein Bild um seiner selbst willen, nur seinem Gewissen und Genius, seiner Idee der Kunst verpflichtet. Künstler und Kunst werden, so auf sich gestellt, unruhig, unsicher und entdeckerisch zugleich.“ Mit dieser Beschreibung versuchte der Historiker Thomas Nipperdey das Phänomen Kunstproduktion begrifflich für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zu fassen. Viel zu schön, um wahr zu sein, dürfte die Rückmeldung der meisten heutzutage Kunstschaffenden lauten. Und doch wird von „den Kreativen“ bis heute erwartet, dass sie sich um nichts anderes als um ihre Kunst kümmern.

Die Eingangsbemerkung hat allerdings bereits für den ins Auge gefassten Zeitraum übersehen, dass der geniale, nur seiner Kunst verpflichtete Künstler – was mittlerweile glücklicherweise mit Künstlerin zu vervollständigen wäre – auch von etwas leben muss. Spätestens mit der Erwähnung dieser kleinen Ergänzung lässt sich natürlich fragen, ob die Künstlerin jemals in dieser überbordenden Ungebundenheit ihre Meisterwerke hervorbringen konnte oder ob nicht immer schon auch ein Markt neben den rein künstlerischen Kriterien dem Schaffensprozess auch von außen kommende Rahmenbedingungen auferlegte. Oder war doch die Künstlerin immer die stärkere und hat den Mitspielern in diesem Markt – ganz gleich ob dies nun Mitglieder der höfischen oder kirchlichen Elite, aufstrebende Kaufleute oder die monetären Schwergewichte der bürgerlichen Gesellschaft waren – ihren Stempel aufgedrückt? In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts legte es Andy Warhol mit seiner Kunst ganz unverhohlen genau darauf an und einige der für wichtig erachteten und auch dementsprechend hoch gehandelten Künstler der Gegenwart wie Damien Hirst oder Takashi Murakami überbieten diese Vorgabe mit ihren künstlerisch-marktorientierten Strategien noch einmal.

Wenn sich der Markt an dieser Stelle ausnahmsweise in den Vordergrund drängt, dann ergibt sich in der Folge die Frage nach den Partnern für die Künstlerin. In der Reihe von Galerien, Museen, Magazinen, Preisen, Kritikern und Kuratoren dürfen dabei die Kunstmessen nicht fehlen. Eine Stadt wie Wien reüssiert im internationalen Kunstgeschehen nicht nur mit großen Museen, sondern ebenso mit einer mittlerweile etablierten Kunstmesse, der Viennafair. Als Drehscheibe zwischen der noch immer nachwirkenden Teilung Europas in Ost und West bedient sie aber nicht nur diese – paradoxerweise – große Nische. Die Herkunftsorte der beteiligten Galerien reichen nicht nur von Gmunden bis Cluj-Napoca, sondern ebenso von Talin bis Dubai, von Berlin bis Paris und von Moskau bis Bukarest oder von London nach Mexiko-Stadt.

Schwerpunkt auf bewegte Bilder

Dass es aber nicht ausschließlich um den schnöden Mammon gehen muss, belegt die Viennafair einmal mehr mit einem interessanten Rahmenprogramm. So wird es eine Bestandsaufnahme in künstlerischer Hinsicht in Verbindung mit der Ausstellung „Lebt und arbeitet in Wien“ in der Kunsthalle geben, um den „Knotenpunkt Wien“ zu analysieren. Eine weitere Verbindungslinie zur Stadt stellt das Galerienprojektes „curated by – vienna 2010“ dar. Der große Schwerpunkt liegt heuer aber auf den bewegten Bildern, wie sie Film und Video bieten, eine Kunstform, die in vielen Ausstellungen zunehmend Bedeutung gewann. Dabei geht es nicht nur um Statements von einigen Kunstschaffenden, die sich der Möglichkeiten dieser speziellen Bildform und der ebenso zeitabhängigen Kunst der Performance bedienten, sondern auch um die Herausforderungen, die sich damit für Galerien und Sammler ergaben. Preisverleihungen und die „Zone 1“ mit jungen Kunstschaffenden runden das Programm ab. Wenn genug Geld zusammenkommt, dann kann wieder alles um seiner selbst willen geschehen.

Viennafair

Messezentrum Wien, Messeplatz 1, 1020 Wien

6. bis 9. Mai 2010, www.viennafair.at

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