6774377-1969_16_04.jpg
Digital In Arbeit

Vorgänge aus der Zeitung

Werbung
Werbung
Werbung

Während Bautenminister Dr. Kotzina an dem Hearing persönlich teilnimmt, zieht es Landeshauptmann Kery vor, sich durch seinen Straßenbaureferenten Vogl vertreten zu lassen. Er meidet die Konfrontation mit den Gutachtern mit gutem Grund, denn als sich herausstellt, daß sämtliche Gutachter unabhängig voneinander eindeutig zu dem Schluß kommen, es sei eindeutig der Wechseltraisse I der Vorzug zu geben, fühlt er sich zur brieflichen Klage gegenüber dem Bautenminister berufen, er habe von diesen Vorgängen erst aus der Zeitung vernehmen müssen...

Kery will im Herbst 1968 Gegengutachten einholen lassen. Es stellt sich allerdings später heraus, daß den vom Burgenland bestellten Gutachtern nichts anderes übrig bleibt, als zu bestätigen, daß die Burgenlandtrasse gegenüber der Wechseltrasse I „recht schlecht abschneide“.

Um den Auftraggebern jedoch ein Debakel zu ersparen, kreierten sie die Idee einer völlig neuen Autobahn von Wien über Eisenstadt— Mattersburg—Lockenhaus—Oberwart nnch Hartbers.

Kery und Vogl ließen daraufhin die

haltlos gewordene, bisher' so heftig begehrte Burgenlandtrasse fahren und fordern nun nicht weniger stürmisch den Bau dieser neuen, im Gesetz überhaupt nicht vorgesehenen Autobahn.

Trotz der seltsamen Begleitumstände ordnet Dr. Kotzina an, daß auch die vom Burgenland eingeholten Gutachten sorgfältig geprüft und zusammen mit den schon bisher vorliegenden Expertisen für die nunmehr möglich gewordene Entschei-dun herangezogen werden sollten. Nachdem das Bautenministerium am Karfreitag die Entscheidung über das Straßenbaukonzepi für £üdos_t-österreich veröffentlicht hatte, meldet sich tags darauf Straßenbaureferent Vogl zu Wort, spricht von einer parteiischen, politischen Maßnahme gegen das Burgenland und tut den angekündigten Bau großzügiger Expreßstraßen für das jüngste Bundesland als unbefriedigende Ersatzlösung ab. Kery spricht von emotionellen Entscheidungen, die dem Gefühl nach getroffen wurden und von Maßstäben, die aufgrund persönlicher Antipathien angelegt worden seien.

Schließlich tagt auch noch der bur-genländische Landtag und faßt in einer Sondersitzung den Beschluß, die Landesregierung solle auf der neuen Burgenlandautobahn beharren, die Rechtmäßigkeit der Entscheidung des Bautenministers prüfen und die Projektierung der Burgenlandautobahn vornehmen lassen. Mit der Bundesregierung sollten Konsultationen erfolgen.

Entscheidung endgültig

Wie entschlossen das Bautenministerium die nunmehr bezogenen Linie verfolgt, beweist schon die erste Planungsbesprechung über den Bau der geplanten Schnellstraßen, bei der bereits wichtige Einzelheiten festgelegt werden. Danach wird das neue Schnellstraßennetz des Bur-genlamdes schon in sieben bis acht Jahren Wirklichkeit sein.

Weit schneller als mit Kerys utopischer Wunschautobahn, mit der frühestens gegen Ende der achtziger Jahre begonnen werden könnte, wird das Burgenland bestens an das übergeordnete Straßennetz angeschlossen sein.

Damit wird aber auch offenkundig, daß Bautenminister Dr. Kotzina eine Entscheidung keineswegs gegen das Burgenland getroffen, sondern einen Wag gefunden hat, der die Verkehrsprobleme dieses Landes raschest löst.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung