Zwischen Nonsens und Weisheit

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Groß angelegte Woody-Allen-Retrospektive im Österreichischen Filmmuseum in Wien.

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Groß angelegte Woody-Allen-Retrospektive im Österreichischen Filmmuseum in Wien.

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Wer an Woody Allen denkt, sieht wohl meist den "Stadtneurotiker" vor sich, einen ängstlichen Schwächling, der ohne Analytiker nicht leben kann und eine besondere Gabe dafür hat, sich in Beziehungsprobleme zu verstricken, dessen Aussprüche zwischen Nonsens und Weisheit schwanken und der New Yorker Großstadtluft braucht, um existieren zu können. Und diese Figur, die in vielen seiner Filme wieder auftaucht und die im Gegensatz zu ihrem Schöpfer den Spitznamen Woody ("Holzkopf") tatsächlich zu verdienen scheint, ist zu einem Markenzeichen geworden und hat pseudoautobiographische Züge angenommen. So ist man nahe dran, den schüchternen rothaarigen Jungen mit der dicken Brille mit Allen Stewart Konigsberg zu identifizieren ...

1935 in ärmlichen Verhältnissen im Flatbush District, dem jüdischen Viertel von Brooklyn, geboren, war er als Kind aber weder introvertiert noch ungeschickt, sondern schwänzte mit seinen Freunden die Schule, spielte Basketball und Baseball und war ein talentierter Boxer. Im zarten Alter von 15 Jahren begann er für Zeitungen und Fernsehkomiker Gags zu schreiben, legte sich mit 16 den Künstlernamen Woody Allen zu und konnte bereits als Teenager seine Eltern unterstützen. Später begann er auch selbst als Komiker in Clubs aufzutreten um mit knapp 30 sein erstes Drehbuch mit Peter O'Toole und Romy Schneider verfilmt zu sehen ("What's New, Pussycat?" 1964/65) Der Erfolgsgeschichte Woody Allen steht der schrullige Künstler gegenüber, der zu seiner eigenen Oskarverleihung nicht erschien und zuletzt mit seinem persönlichen Beziehungschaos Schlagzeilen machte, als er die koreanische Adoptivtochter seiner bislang vorletzten Angetrauten Mia Farrow ehelichte ...

In einer groß angelegten Retrospektive zeigt das Filmmuseum nun Allens Gesamtwerk, das mehr als drei Jahrzehnte umfaßt: 1969 führte mit der sozialkritischen Komödie "Take the money and run" die erste Regie und der Schritt zur filmischen Dreieinigkeit: Drehbuchautor, Regisseur, Hauptdarsteller, die er in den meisten seiner Werke beibehalten hat, die sich thematisch immer um zentrale Fragen des Lebens drehen. Doch werden Liebe, Tod und moralische Problematik auf so beiläufige Weise in Szene gesetzt und menschliche Schwächen so treffend psycho-analysierend auf die Leinwand gebracht, daß auch in seinen ernsten Filmen viel Komisches enthalten ist und kein Gefühl der Schwere zurückbleibt, auch wenn Woody Allen meint: "Wenn meine Filme bewirken, daß ein Mensch mehr sich elend fühlt, ist mein Ziel erreicht."

Bis 17. Februar

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