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Zehn Jahre „Gruft“

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Das geheizte Kellergewölbe unterhalb der Mariahilfer Kirche ist zu einem Fixpunkt für viele obdachlose Menschen geworden. Resonders während der kalten Wintertage ist der Andrang groß. Sie kommen um sich aufzuwärmen und um eine heiße Suppe. Für viele ist sie der letzte Rettungsanker - die Gruft.

Das Obdachlosen -Retreuungszen-trum „Gruft“ feierte kürzlich das zehnjähriges Jubiläum.

Regonnen hat alles mit einer Schüler-Aktion des Gymnasiums Amerling. Die Idee: Schmalzbrote und Tee in der Pfarre Mariahilf während der Adventzeit an Obdachlose verteilen. Schon nach kurzer Zeit zeigte sich aber, daß Menschen, die auf der Straße stehen, umfassende Hilfe benötigen. Die Vinzenzgemeinschaft Mariahilf übernahm das Projekt und baute die von der Pfarre zur Verfügung gestellte ehemalige Gruft unter der Mariahilfer Kirche - daher der Name - gemeinsam mit den Obdachlosen zu einer Tagesstätte um. Den Obdachlosen sollten damit ein warmer Raum gegeben, aber auch bei ihren Problemen geholfen werden.

Mittlerweile ist aus dem, was als Adventaktion begann, ein Betreu-ungszentrum geworden. Im Juli 1996 wurde es von der Caritas übernommen. Seit zwei Jahren hat die Gruft rund um die Uhr geöffnet. Täglich kommen etwa 140 Menschen. Für sie ist die Gruft oft die einzige Möglichkeit, sich in einem warmen Raum aufzuhalten, dort zu übernachten, ein warmes Essen zu bekommen und sich zu waschen. Daneben bekommen die Obdachlosen im Redarfsfall Kleidung und eine medizinische Erstversorgung. Die Arzte des Luise-Busses machen ebenfalls einmal pro Woche bei der Gruft halt.

Über die Abdeckung der Grundbedürfnisse hinaus erfolgt die Betreuung durch das 1 eam der Gruft. Ziel ist es, gemeinsam mit den Betroffenen einen Weg zurück ins „normale Leben“ zu finden. Erster Schritt ist meist die Existenzsicherung, etwa durch Klärung der finanziellen Situation, Schuldenregelung und die Abklärung von allfälligen Rechtsansprüchen. Das Betreuungsprojekt konnte im Oktober 1994 sogar erweitert werden. Dreimal pro Woche besuchen die Gruft-Mitarbeiter Plätze in ganz Wien, an denen sich Obdachlose aufhalten. Sie sprechen mit ihnen, versorgen akute Verletzungen und laden die Betroffenen ein, in die Gruft zu kommen oder nehmen sie direkt dorthin mit.

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