Eine stetig wachsende Herausforderung

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Frühgeburten nehmen zu. Laut Statistik Austria waren 1997 circa neun Prozent aller Geborenen Frühgeborene (7604), 2007 circa zwölf Prozent (9199). In der Gruppe 33 bis 37 Schwangerschaftswochen stieg die Anzahl von Frühchen in diesem Zeitraum von 6558 auf 8075. In der Gruppe 29 bis 32 Wochen von 677 auf 753 Kinder. In der Gruppe der kleinsten, unter 28 Wochen, blieb die Zahl relativ konstant: Sie lag 1997 bei 369 Kindern und 2007 bei 371. Dennoch: Die Zahl der Kinder, die in dieser Gruppe überleben, steigt deutlich an.

Experten gehen davon aus, dass europaweit ungefähr neun bis zehn Prozent aller Kinder zu früh geboren werden, Tendenz steigend. Zu früh bedeutet weniger als 37 von 40 Schwangerschaftswochen. Die Gründe für den leicht ansteigenden Trend sind vielfach: immer ältere Mütter, Folgen der Reproduktionsmedizin, das heißt vermehrt Mehrlingsschwangerschaften. Eine wichtige Ursache sind zudem vaginale Infektionen in der Schwangerschaft. Weitere Risikofaktoren: Rauchen, Alkohol, andere Drogen oder starke Belastung.

Je früher ein Kind geboren wird, umso geringer ist freilich die Überlebenschance und desto höher sind die Risiken für körperliche und psychische Folgen aufgrund der frühen Geburt. Der medizinische Fortschritt ist auf diesem Gebiet enorm: Die Rate der Sterblichkeit und Erkrankung von Frühchen, vor allem der ganz kleinen unter 1000 Gramm bzw. vor der Woche 28, verringert sich stetig. In einer Studie (Co-Autor Berndt Urlesberger von der Uniklinik Graz) wurde die Überlebensrate und die gesundheitliche Entwicklung von Frühgeborenen unter Woche 26 für Österreich im Zeitraum 1999 bis 2001 erhoben: In diesem Zeitraum wurden 796 Frühchen unter Woche 26 geboren, wovon 581 lebend geboren und 508 in die Studie aufgenommen wurden: Woche 22 wies eine Sterblichkeitsrate von 83 Prozent auf, Woche 23 von 76 Prozent, Woche 24 von 43 Prozent, Woche 25 von 26 Prozent und Woche 26 von 13 Prozent. Damit seien die österreichischen Ergebnisse im europäischen Spitzenfeld, so Urlesberger. Er weist darauf hin, dass in neuesten noch unveröffentlichten Studien aus den Jahren 2007/2008 für die Uniklinik Graz die Sterblichkeitsrate für die Woche 24 halbiert werden konnte: von knapp über 40 auf 20 Prozent. In einer weiteren Studie, ebenso Co-Autor Urlesberger, wurde die Entwicklung von ehemals sehr kleinen Frühchen (unter Woche 26) über zwei Jahre verfolgt. Von 110 Frühchen, die in Graz im Zeitraum 1996 bis 2001 zwischen Woche 23 und 26 geboren wurden, überlebten 53, 48 wurden in die Studie aufgenommen. Zwei Jahre danach zeigten sich bei 90 Prozent keinerlei neurologische Auffälligkeiten im Sinne einer angeborenen Lähmung. Dieses Ergebnis ist nur eine Seite der Medaille, die zweite Seite ist der Stand der Entwicklung des Kindes. Hier zeigten mit zwei Jahren 42 Prozent eine unauffällige Entwicklung, 25 Prozent einen leichten und 27 Prozent einen schweren Entwicklungsrückstand. Weitere Untersuchungen im Verlauf der Entwicklung zum Erwachsenen seien wichtig und würden angeboten, so Urlesberger.

Frühgeborene

Von Gerhard Jorch. Urania. Stuttgart 2006. 160 S., geb., g 15,40. (Die beiden Grafiken stammen aus dem Buch.)

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