weiblicher narzissmus - © Collage: Rainer Messerklinger (unter Verwendung eines Bildes von iStock/Kristina Ratobilska

Narzissmus: Der Zwang zum Perfektionismus

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Nur wenige Menschen gelten als Narzissten. In Liebesbeziehungen finden sie häufig zueinander. Warum das so ­ist, erklärt die Psychotherapeutin Bärbel Wardetzki.

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Nur wenige Menschen gelten als Narzissten. In Liebesbeziehungen finden sie häufig zueinander. Warum das so ­ist, erklärt die Psychotherapeutin Bärbel Wardetzki.

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Die deutsche Psychotherapeutin und Autorin Bärbel Wardetzki beschäftigt sich seit den 80er Jahren mit dem Narzissmus, insbesondere mit der so genannten „weiblichen“ Form dieser Persönlichkeitsstörung. Ein Gespräch über Stolz, Angst und die Sucht nach Anerkennung.

DIE FURCHE: Sie haben mehrere Bücher über weiblichen Narzissmus geschrieben. Was ist so besonders an der so genannten „weiblichen“ Sucht nach Anerkennung?
Bärbel Wardetzki: In den 80er Jahren habe ich den weiblichen, den vulnerablen Narzissmus beschrieben, als ich mit Bulimikerinnen gearbeitet habe. Ich habe gemerkt, dass hier eine ähnliche Struktur besteht wie bei dem „männlichen“, dem grandiosen Narzissten, auch wenn sich diese ganz anders äußert. „Weibliche Narzissten“ sind mehr in der Minderwertigkeit als in der Grandiosität verhaftet. Wo sich Männer tendenziell groß machen und erhöhen, machen sich Frauen kleiner. Es geht bei ihnen mehr um Perfektionismus, Attraktivität, Leistung und Anpassung, um das Gefühl, nicht liebenswert zu sein, zu kompensieren. Was beide Typen jedoch gemein haben, ist das instabile Selbstwertgefühl. Narzissten regeln ihren Selbstwert nicht aus sich selber heraus, sondern brauchen immer die Bestätigung von außen. Die Grundstörung ist also dieselbe, nur die Ausprägung ist anders. Im Grunde sind es zwei Pole: Die Frauen erniedrigen sich selbst, die Männer erhöhen sich.

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