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Außenpolitisch aggressiv

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Ungleich Kennedy konnte Mister Johnson sich nicht herauswinden, weil er in den außenpolitischen Angelegenheiten nicht dasselbe Fingerspitzengefühl hat wie in den inneren. Schlesinger führt verschiedene Beispiele für die außenpolitische Aggressivität Mr. Johnsons an. Bereits 1961 plädierte er als Vizepräsident nach1 einem Besuch Saigons für eine weitreichende amerikanische Verpflichtung gegenüber Südvietnam. Evans und Novak zitieren aus dem Memorandum, das er bei dieser Gelegenheit Präsident Kennedy überreichte. „Die grundsätzliche Entscheidung, die von den USA verlangt wird, ist, ob wir versuchen, der Herausforderung der kommunistischen Expansion, die jetzt in Südostasien vor sich geht, durch eine gewichtige Anstrengung für die Unterstützung der Kräfte der Freiheit in dem Gebiet zu begegnen, oder ob wir kneifen...“ Man beachte die Wahl der Ausdrücke.

Selbst wenn Johnson wie de Gaulle imstande wäre, das kurzfristige Odium einer Niederlage auf sich zu nehmen, weil diese auf lange Sicht ein Erfolg wäre, muß man ihm zubilligen, daß das letztere in Vietnam viel zweifelhafter ist, als es in Algerien war. Vor kurzem hat ein bekannter amerikanischer Korrespondent in Vietnam, Neil Sheehan, freimütig bekannt, das ungeheure Elend, das die Vereinigten Staaten über Südvietnam gebracht hätten, mache es ihm unmöglich, ein „Kriegshabicht“ zu bleiben. Trotzdem wäre er keine „Friedenstaube“, weil ein einseitiger Rückzug der USA eine Springflut auslöste, die ihre Position in Asien unterspülte. Man glaubt dem einflußreichen Journalisten Drew Pearson ohne weiteres, der dieser Tage behauptet hat, der Präsident sei des Krieges herzlich müde. Nicht nur liegt der consensus in Fetzen, die Demokratische Partei ist gespalten, die Popularität des Präsidenten war, wie sie sich in den Zahlen der Meinungsforscher widerspiegelt, noch nie so niedrig, sondern auch, wie Evans und Novak es plastisch ausdrücken, „seit langem ist Vietnam zum bösartigen Krebs der Großen Gesellschaft geworden“.

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