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Die „Nordmäimer" in Rom

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Neueste Funde aus einer normannischen Grabstätte bei Neapel und Kostbarkeiten aus IVIuseen^in aller Weit verständigen die Geschichte dieses quer durch Europa ansässigen £ Voilies.

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Neueste Funde aus einer normannischen Grabstätte bei Neapel und Kostbarkeiten aus IVIuseen^in aller Weit verständigen die Geschichte dieses quer durch Europa ansässigen £ Voilies.

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Rom ist im Begriff, eine. neue Normanneninvasion über sich ergehen zu lassen. Auf der Piazza Venezia ist die Ankunft der „Nordmänner“, wie das aus Skandinavien stammende Volk urspünglich hieß, durch zwei riesige Figuren, Wilhelm den Eroberer und seine Gattin Mathilde darstellend, angekündigt. Nachts sind alle Renaissance-Fenster im Nobelstock des Palazzo Venezia, der die Ausstellung „Die Normannen - ein europäisches Volk“ beherbergt, so eigenartig beleuchtet, daß man meinen könnte, es spukt darin. „Noch nie wurde eine so große Normannenausstelhing realisiert“, erklärt ihr wissenschaftlicher Betreuer, dario D’Onofrio. „In dieser Schau erhält der Besucher erschöpfende Informationen über dieses Volk. Das Wort ,nor- mannita’ - ,Normannentum’ könnte damit geprägt werden“, meint er.

Über 1.000 Exponate, aus 140 Museen kommend, (darunter dem British Museum, dem Metropolitan Museum New York

und dem Musee de Normandie und anderen) geben Auskunft über dieses Volk, das. zwischen 1030 und 1200 die europäische Geschichte maßgeblich geprägt hat.

Dem Besucher wird bewußt, daß die Normannen außer ihren kriegerischen Talenten, durch die sie ihre Einflußsphären in Frankreich, England und Süditalien vergrößern und konsolidieren konnten, auch einen hervorragenden Sinn für Politik hatten und die ersten Formen des modernen Beamtenstaates gründeten.

Die Ausstellung besteht aus neun Sektoren: In den ersten beiden sind die Normannen und ihre Ausbreitung anhand von Waffen und militärischen Strukturen dargestellt. Zum ersten Mal sieht man ein Faksimile des berühmten siebzig Meter langen Wandteppichs von Bayeux. Der Teppich, den Mathilde der Legende nach selbst gestickt haben soll, zeigt die Schlacht von Hastings (1066) mit dem Sieg der Normannen über die Engländer.

Zudem ist jene berühmte Schlacht hier auch mit 1.600 Zinnsoldaten nachgestellt, die alle geschichtsgetreu ausgestattet und handbemalt sind. Im näch

sten Sektor wird de Betrachter mit den die wichtigsten weltlichen und kirchlichen Persönlichkeiten jener Zeit und einschlägigen historischen Dokumenten konfrontiert. In einer weitere Abteilung befinden sich Nachbildungen der „Donjons“, die Wohntürme der normannischen Festungen wie etwa der Weiße Turm von London oder San Marco Argentano in Kalabrien.

In der Abteilung Soziale Hierarchie und Lebensformen“ werden Gebrauchsgegenstände sowohl der Fürsten und Bischöfe als auch des Volkes gezeigt, bis hin zur Rekonstruktion einer erst kürzlich in der Nähewon Neapel gefundenen normannischen Grabstätte ist alles zu sehen, Auch eine genaue Reproduktion des in Wien befindlichen, nicht transportfähigen Mantels desNorman- nenkönigs Roger wird präsentiert, er wurde von Hunderten von arabischen, griechischen und hebräischen Händen reich bestickt und diente 1134 in Palermo zur Krönung von Roger, des ersten Normannenkönigs von Sizilien.

Einen wichtigen Platz nimmt ; die Beziehung der Normannen zur Religion und zur Kirche ein,

abgesehen von Kultgegenstänc und Reliquiaren sind auch il Kirchenbauten in Modellen. dergegeben; wie die Kathedra von Winchester, Cefalu, oder Abbaye-aux-Dames von Caen allen architektonischen Details

In einem multimedialen S können Besucher, in erster Li Studenten, sich anhand von a Computern über die wichtigs historischen Eteignisse des „N mannischen Siziliens“ infom ren und in einer Filmkabine Schlacht von Hastings xnitei ben.

Ein Normannenzug hat am Februar von Aquila aus eine F se zu den wichtigsten, von Normannen geprägten Städ unternommen und ist am 27. bruar in Palermo eingelangt.

Die Normannen verstanden so der Wissenschaftler D’Onof alle im Säden bestehenden Ku ren, römische, byzantinische i muselmanische mit ihrer nord ropäischen elegant zu amalgan ren, wodurch Orient und Abe land verschmolzen.

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