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Mythos und Maskerade

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Während einer mehrere Monate dauernden Reise durch Mexiko, wo Kurt Moldovan als Gast des Architekten Eric Coufal weilte, faßte er den Plan, einen umfangreichen Zeichnungszyklus zu schaffen: „Cortez in Mexiko.“ Den Spuren der spanischen Eroberer wie den längst versunkenen, vom wilden Dschungel überwucherten indianischen Kulturen folgend, stieß er bis zur Halbinsel Yukatan vor, wo auf Schritt und Tritt aufregend bizarre kultische Monumente, der Mayas vor allem, seinen Weg säumten. Dreißig in der Aussage meisterhaft knapp „formulierte“ Blätter wurden nach kritischem Ausscheidungsverfahren vom Künstler schließlich zu einer Folge zusammengestellt.

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Während einer mehrere Monate dauernden Reise durch Mexiko, wo Kurt Moldovan als Gast des Architekten Eric Coufal weilte, faßte er den Plan, einen umfangreichen Zeichnungszyklus zu schaffen: „Cortez in Mexiko.“ Den Spuren der spanischen Eroberer wie den längst versunkenen, vom wilden Dschungel überwucherten indianischen Kulturen folgend, stieß er bis zur Halbinsel Yukatan vor, wo auf Schritt und Tritt aufregend bizarre kultische Monumente, der Mayas vor allem, seinen Weg säumten. Dreißig in der Aussage meisterhaft knapp „formulierte“ Blätter wurden nach kritischem Ausscheidungsverfahren vom Künstler schließlich zu einer Folge zusammengestellt.

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Der Verlag für Jugend und Volk legt diese künstlerische Bestandsaufnahme, quasi moderne Stenogramme zur Eroberung Mexikos, in einem attraktiven Band vor, der sich glänzend in die Reihe der interessanten Verlagspublikationen fügt und den sich kein Sammler entgehen lassen sollte. Kurt Moldovan selbst hat seine Skizzen mit einem streng sachlichen Essay einbegleitet, der die historischen Ereignisse festhält. Albert Paris Gütersloh sagte einmal über Moldovan: „Dieser Künstler träumt schärfer, denn er als Wachender sehen würde. Kurt Moldovans innerer Barbar zerstört fürsorglich den Natureindruck, um dann das eigentliche Bild desselben mit den Trümmern zusammenzubauen...“ In der Tat, Moldovans Darstellungsstil eignet bei aller apercuhaften Note, bei allem kunstvollen Frag-mentarismus und extremer Sparsamkeit im Federstrich ungeheure Span kraft Er bezieht sie aus der Kombination klar umrissen er Formen, die er im „Indianerterritorium zwischen Konkret und Abstrakt“ (Gütersloh) ansiedelt. Wie er die wuchernden indianischen Monstren und, umgekehrt, die den amerikanischen Völkern nicht minder abstrus erscheinenden Spanier in geschlossener Kampfordnung mit Feuerwaffen und Brustharnisch ins Bild rückt, das Fluidum der kriegerischen Auseinandersetzungen heraufbeschwört, ohne jemals Wirklichkeit wiederzugeben, zu konterfeien, ist von Blatt zu Blatt erregend, ein Ereignis.

Die Feder lebt in der Hand, das Arrangement frappiert von Mal zu Mal, jeder Strich hat sozusagen seine Muskeln, Adern. Natürlich sind seine Zeichnungen voll literarischer Aussage... Freilich ohne daß Moldovan jemals verabsolutierte, dichterische Doktrinen böte, nur illustrierte. Er führt Maskeraden vor, Vermummungen, Maskenumzüge, undurchdringlich verschanzte Gestalten, Insekten und Drachen gleich, die sich im Ornat der Absurdität aufplustern, die sich auf ihren Prunk stützen, Harnisch und Maske gewissermaßen zum Skelett und Leitfossil für Nachkommende werden lassen. Maske und Wesen dahinter verschmelzen zu einer organischen Einheit, lassen die Beziehungen zum mythischen Bereich ahnen; Ironie und Groteske rücken diesen Mythos in irdische Zonen, machen ihn greifbar.

(Kurt Moldovan, Cortez In Spanien — Ein Zyklus. Verlag für Jugend und Volk, Wien-München, S 260.—.)

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