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Dankbare Rollen

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Fėlcien Marceau,der das Romanschreiben längst aufgegeben hat, ist in Wien als Autor der bitterbösen und doch komödiantischen Gesellschaftssatire „Das Ei“ und des harmloseren, aber mit gewohnter szenischer Virtuosität verfaßten Stückes „Der Manager“ bekannt. Weltanschaulich neigt er dem Zynismus zu, doch gerät ihm bei der Verarbeitung europäischer Dramenproblematik von Strindberg bis Kafka alles ins Heitere. („Ich könnte ein Stück über die Hölle schreiben, es würde ja doch nur komisch werden.“) Nur daß er — der das billige

Boulevardtheater verachtet — laut eigenen Worten immer um eine „entschiedene Aussage“ bemüht sei, nimmt man ihm kaum ab. Da hält man sich besser an die komischen Trugschlüsse in seinen Stücken, über die man immerhin eine Weile lachen kann.

„Madame Princesse“ (als deutschsprachige Erstaufführung im Akademietheater) ist ein ausgesprochenes Schauspielerstück mit zwei attraktiven Rollen. Die Madame, Wahrsagerin und Kupplerin von rührend einfachem Gemüt, die von kleinen Gaunereien gut, aber bescheiden lebt, von Ludwig dem XVI. abzustammen vorgibt und durch Heirat den verwirrenden Namen „Princesse“ erworben hat, ist eine Prachtrolle für Adrienne Gessner, um deretwillen man wohl das mit nur sehr zahmer Zeit- und Gesellschaftskritik aufwartende Stück in den Spielplan aufgenommen hat. Emst Anders gibt den charmanten, mit mäßiger Phantasie begabten jungen Mann, der als Gehilfe ein paar neue, wenn auch nicht sonderlich erfolgreiche Ideen in das Kompaniegeschäft einbringt. Die zwei entführten Damen der Gesellschaft werden von Annemarie Düringer (sehr komisch) und Sonja Sutter (weit weniger komisch) dargestellt. Michael Janisch und Ernst Princz spielen zwei gut gesehene Chargen. Das hübsche Bühnenbild stammt von Stefan Hlawa. Nicht ganz verständlich bleibt, warum man den trefflichen Schauspieler Günther Lüders aus Stuttgart für die Regie dieses Stückes bemüht hat. Es gab viel Beifall für die Darsteller, vor allem für Adrienne Gessner.

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