Er flog voraus - © Filmdelights

„Er flog voraus“: Filmisches Poem über einen Großen der Architektur

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Max Gruber hat dem Architekten Karl Schwanzer (1918–1975) eine filmische Hommage gewidmet.

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Max Gruber hat dem Architekten Karl Schwanzer (1918–1975) eine filmische Hommage gewidmet.

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Karl Schwanzer war ein Architekt aus Leidenschaft, der an beiden Enden brannte und immer nach dem Superlativ strebte. Er dachte groß und baute international. Für die Weltausstellung in Brüssel 1958 entwarf er den Österreichpavillon, in Wien führte der demontable Stahlskelettbau ein zweites Leben als Museum moderner Kunst vulgo 20er Haus. Mit diesem atemberaubenden Bau beginnt „Er flog voraus“ – ein filmisches Architektenpoem von Max Gruber über Karl Schwanzer, sein Leben und Werk.

Die Schönheit und die Innovationskraft seiner Architektur spielen darin die Hauptrolle, wie im Brennglas bündeln sie sich in Schwanzers ikonischem „Vierzylinder“, dem BMW-Hochhaus in München. Seine Geschichte ist so außergewöhnlich wie der fast 100 Meter hohe Bürobau. Schwanzer hatte den Wettbewerb dafür ex aequo gewonnen und eine ganze Büroetage auf rundem Grundriss im Maßstab eins zu eins in den Bavaria-Filmstudios nachbauen lassen. Mit echtem Mobiliar, Sekretärinnen, die im Stakkato tippten, Männern im Anzug bei Besprechungen – mit Blick auf ein gemaltes Stadtpanorama. Das brachte Schwanzer den Auftrag, ein Filmdokument zeigt ihn am Set, auf anderen Super-8-Filmen sieht man ihn auf Baustellen, privat, auf Reisen, im Flugzeug, in TV-Interviews. Das Archivmaterial vermittelt viel von seiner Persönlichkeit und Zeit.

„Ohne da herumzureden: Der Karl Schwanzer war der stärkste Architekt seiner Generation in Österreich“, sagt Wolf D. Prix. Der Mastermind von Coop Himmel­b(l)au ist neben den Architekten Laurids Ortner, Heinz Neumann, Boris Podrecca, Dieter und Andrea Hoppe einer von vielen befragten Zeitzeuginnen, die Schwanzer sehr liebe- und humorvoll schildern. Auch Nachgeborene wie Architekturjournalistin Ute Woltron und Architekturhistoriker Andreas Niehaus kommen zu Wort. Zu Schwanzers 100. Geburtstag am 23. Mai 2018 wurde sein Nachlass dem Wien Museum übergeben und die Graphic Novel „Karl Schwanzer – Architekt aus Leidenschaft“ von Benjamin Swiczinsky (vgl. FURCHE vom 3. März 2021) präsentiert. Max Gruber, Regisseur von „Er flog voraus“, schrieb den Text. Damals las Nicholas Ofczarek mit Hornbrille à la Schwanzer gestylt eine Montage aus Schwanzer-Zitaten. Sie bilden den roten Faden durch den Film. Ofczarek liest oder spricht sie, während er im Nadelstreif als Schwanzer durch das 20er Haus und das Kunsthistorische Museum streift, in Schwanzers Kirche in Pötzleinsdorf oder dessen Teil der Kapuzinergruft steht. Mit 57 Jahren nahm sich der Architekt das Leben.

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