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Menschen im Schatten

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DIE BRANDGASSE. Roman von Franz Karl Franchy. Nymphenburger Verlagsbuchhandlung, München, 1964. 247 Selten. Preis 17.80 DM. — LEBEN OHNE STERN. Ein Bericht von Charles Goldstein. Aus dem Jiddischen. R. Piper & Co. Verlag, München, 1964 330 Seiten. Preis 17.80 DM.

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DIE BRANDGASSE. Roman von Franz Karl Franchy. Nymphenburger Verlagsbuchhandlung, München, 1964. 247 Selten. Preis 17.80 DM. — LEBEN OHNE STERN. Ein Bericht von Charles Goldstein. Aus dem Jiddischen. R. Piper & Co. Verlag, München, 1964 330 Seiten. Preis 17.80 DM.

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Franz Karl Franchy, geboren in Siebenbürgen, lebt als freier Schriftsteller in seiner Wahlheimat Wien. Er hat hier mit gutem Grunde viel Anerkennung gefunden, durch die Aufführung seines Bühnenwerkes „Summa cum laude“ am Burgtheater und durch die Auszeichnungen mit dem Staatspreis und mit dem Titel Professor. Seine große Liebe gehört dem Roman, mit dem er nachhaltige Erfolge erzielt hat. Sein jüngstes Werk, „Die Brandgasse“, wurde mit dem Deutschen Erzählerpreis bedacht. Ein kleiner jüdischer Händler zieht aus einem armseligen Dorf in die Stadt, um dort für sich und vor allem für seine geliebten Kinder ein besseres Leben zu finden. Aber an dem Neid und an dem Haß, denen er hier als Jude begegnet, zerbricht seine Hoffnung und er kehrt schließlich zermürbt in das Dorf zurück. In die mit packenden Einzelheiten dargestellte Schilderung dieses Daseins im Schatten der Anfechtungen ist die starke Handlung eingebaut, die, von schwelender Tragik verdunkelt, bis ins Dramatische reicht. Ein eigenartiges und ungemein fesselndes Buch.

Während Franchys „Brandgasse“ das Mögliche dichterisch formt, unternimmt es Charles Goldstein mit seinem „Leben ohne Stern“, von dem Tatsächlichen zu berichten. Er lebte mit Frau und Kindern in Paris, kam aber durch widrigste Umstände ins Konzentrationslager Auschwitz und wurde zu Fronarbeiten nach Warschau verschickt — in seine Geburtsstadt. Hier macht er das Ende des Aufstandes gegen die deutsche Besatzung mit und versucht dann, in einen Bunker geflüchtet, sein Leben zu retten. Viereinhalb Monate lang führt er dort mit sieben seiner jüdischen Leidensgenossen und mit einem polnischen Priester das jämmerlichste Dasein. Seine frühere Geschichte und die seiner Freunde werden in ausführlichen Rückblendun-gen wiedergegeben. Der erschütternde Bericht über das qualvolle Hindämmern im Untergrund endet zur wahren Freude der Leser mit der Befreiung aller.

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