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Von einem verpfuschten Leben

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Bei der Spurensuche seiner Vergangenheit stößt der Autor Peter Härtling auf ein Schicksal, das von der grausamen Geschichte dieses Jahrhunderts verpfuscht wurde.

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Bei der Spurensuche seiner Vergangenheit stößt der Autor Peter Härtling auf ein Schicksal, das von der grausamen Geschichte dieses Jahrhunderts verpfuscht wurde.

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Peter Härtling war vor zwei Jahren zum ersten Mal seit 1945 in Olmütz, der Stadt seiner Kindheit, wo sein Vater als Rechtsanwalt tätig war. Seine Sekretärin war eine junge Tschechin. Härtling nennt sie Bozena. Aus den spärlichen Auskünften, die er über sie erhielt, rekonstruierte er ihr lieben. Da sie für einen Deutschen gearbeitet hatte, wird sie nach dem Krieg als Kollaborateuringeächtet, ausgestoßen und zur Strafarbeit verurteilt. Obwohl ihr nichts nachzuweisen ist: die Geschichte geht über sie hinweg, sie bleibt ausgestoßen. In ihrer Verlassenheit fängt sie an, Briefe an den Mann zu schreiben, für den sie gearbeitet hat, den sie hoffnungslos geliebt hat. Erst viel später erfährt sie, daß alle Briefe an einen Toten gerichtet waren.

Härtling arbeitet gründlich auf seiner Spurensuche. Der Bericht über ein Jurd TMißhelligkeiten, Gemeinheiten und Schikane verpfuschtes Leben klingt glaubhaft. Die einstmals junge Frau, inzwischen alt geworden, haust in einer verlassenen Kate mit einem Hund. An ihn richtet sie die letzte Frage: „Was meinst du, Moritz, wer von uns beiden länger aushalten muß?“

H BOŽENA

Von Peter Härtling.

Kiepenheuer & IVitsch Verlag, Köln 1994

192 Seiten, ö S 2}},-.

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