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Schwestern

Die Brontë-Schwestern, Charlotte ("Jane Eyre"), Emily ("Sturmhöhe") und Anne ("Agnes Grey") landeten inmitten der viktorianischen Gesellschaft mit ihrer Literatur Erfolge sondergleichen. Dem Leben der Schwestern, das für zwei nicht länger als dreißig Jahre dauerte, nähert sich Muriel Spark in ihrem dokumentarischen Buch "In sturmzerzauster Welt". In ihrem Vorwort weist die Autorin, die sich lange und intensiv mit den schreibenden Schwestern beschäftigt hat, darauf hin, dass die Biografien der Brontë-Schwestern selbst Romanen glichen, ihre Lebensgeschichten für sich genommen autonome Kunstwerke bilden: "Drei vereinsamte Mädchen, ein grämlicher Witwer als Vater, ein verzweifelter Exzentriker als Bruder - das ergab in der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts ein perfektes Szenario."

Brigitte Schwens-Harrant

In sturmzerzauster Welt

Die Brontes

Von Muriel Spark

Diogenes Verlag, Zürich 2003

557 Seiten, geb., e 30,80

Väter

Er hat sich in die Vergangenheit verbissen und vergisst darüber die Gegenwart. Der Dramaturg Robert aus der Schweiz ist seinem Vater auf der Spur und muss über London bis nach Trinidad reisen, denn sein wirklicher Vater wie auch sein Stiefvater sind nach Trinidad eingewanderte Inder, die es in der Folge in die Schweiz verschlagen hat. Eine ziemlich abenteuerliche Geschichte: Schweiz und Trinidad, da sind mehr als Berge und Meere dazwischen. Warum sollte man sich auf diese Reise begeben? Weil überraschende Einsichten auf dem Weg warten, denn Rassismus ist nicht bloß eine Sache zwischen Weiß und Schwarz oder Weiß und dem Rest der Welt, sondern auch zwischen Schwarzen und Indern zum Beispiel.

Doch dies ist nur ein Nebengleis, denn im Mittelpunkt steht das Fehlen von Vätern, das eine ziemliche Herausforderung für die Entwicklung von Söhnen ist. Der Prozess der Suche unter erschwerten Bedingungen - der Vater hat die Sprache verloren und vegetiert in einem Asyl in London - könnte beispielhaft für ähnliche Prozesse werden, wenn er nicht mit soviel Ernst betrieben würde, so ohne Augenzwinkern, so verbissen.

Auch wenn es einiges zu lernen, gibt, etwa Rita Hayworth oder über die Geschichte Trinidads und seine Bewohner: Der Leser ist am Ende müde und fragt sich, ob er jetzt wirklich mehr weiß. Aber immerhin einige köstliche Passagen als Wegzehrung bleiben. "Na ja, statt dessen stopftenwir wie eine Verschworenengemeinschaft - verschworen gegen die Wahrheit und den Rest der Welt - den Kichererbsenbrei mit den Hühnerflügeln und dem Fladenbrot in uns hinein", heißt es über die indische Familie von Robert. "Es war die Haltung einer Familie, die zur Hälfte fremd war und sich die magischen Abwehrkräfte aus den eigenen Töpfen schöpfen wollte."

Robert Streibel

Meine Väter

Roman von Martin R. Dean

Hanser Verlag, München 2003

398 Seiten, geb., e 25,60

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