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Das Tal aller heiligen Zeiten

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Irgendwo In Tibet. Roman. Von James H i 11 o n. Im Verlag der Arche, Zürich, 310 Selten

An der indischen Nordwe6tgrenze — man schreibt 1931 — flackern Kämpfe auf. Die Bevölkerung der Stadt Baskul wird auf dem Luftwege evakuiert Einer der letzten Gruppen, die das rettende Flugzeug besteigen, gehört die Hauptperson dieses fesselnden Romans an: e6 ist der britische Konsul und Captain Hugh Conway. Der Apparat schwingt 6ich in die Lüfte, aber statt nach Peschawar nimmt er seinen Kurs über die giaantisrhe, im Nebel verschwindende Bergwelt Tibets. Die Reisenden werden entführt — entführt in die Lamaserei Schangri-La und das zu deren Füßen liegende, durch sturmgepeitschte Felswüsten von der Umwelt geschiedene „Tal aller heiligen Zeiten“. Hier treten 6ie in eine verzauberte und, um es vorwegzusagen, bezaubernde Welt. Der Hohelama. der dem Kloster und dem Tale vorsteht, ist niemand anderer als der Kapuzinerpater Perrault, der Begründer dieser inselhaften Welt der Innerlichkeit und der Mäßigung, In ihrer Geborgenheit haben die sublimsten Geistesschätze und Erkenntnisse Aufnahme und Schutz gefunden, Schutz vor den ungewiß-drohenden Zerstörungen einer alles Zugängliche vernichtenden Menschheitskatastrophe. „Und dann“, erläutert der Hohelama den Sinn dieses ganz seltsamen Geschehens, „wenn die

Starken einander verschlungen haben, wird die christliche Lehre vielleicht endlich erfüllt sein und die Sanftmütigen werden die Welt erben.“ Diese Sanftmütigen, im „Tal aller heiligen Zeiten“ versammelt, qenießen durch ihre innere und äußere „raäsze“ die Vergünstigung eines fast endlosen, unoetrübten Lebensherbstes, Aber einmal schlägt auch dort dem Mensc*en die letzte StUDde. Der uralte Hohelama stirbt. Conway, von ihm zum Nachfolger ausersehen, wird vom Vergänglich-Menschlichen in die Welt zurückgerufen, aber die letzte Kunde, die das Buch von ihm meldet, deutet darauf, daß er dem verlorenen Garten Eden wieder zustrebt. Ob mit Erfolg? Darüber breitet sich ein Schleier — sehr wahrscheinlich aber hat er ihn nicht mehr wiedergesehen. — Diese Handluna wird — ohne sensationelle Spannungen — gleichsam von innen heraus, mit den feinsten psychologischen Mitteln vor uns aufgebaut. Man glaubt bei der Lektüre etwas vom Duft der Tuberrosen zu fühlen, der nach der Erzählung das „Tal aller heiligen Zeiten“ umschwebt. Nicht nur diese geheimnisvolle Welt, auch das Buch, das 6ie schildert, ist bezaubernd. Es ist in siebzehn Sprachen und mehr als zwei Millionen Exemplaren über die Welt gegangen.

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