7086720-1994_16_24.jpg
Digital In Arbeit

Des Herrn Peter Hoegs Gespür für den Zeitgeist

19451960198020002020

Das umfängliche Opus Ist eine gekonnte Mischung aus okkulten beziehungsweise phantastischen Stereotypen und ambltlonlert verfaßten literarischen Versatzstücken.

19451960198020002020

Das umfängliche Opus Ist eine gekonnte Mischung aus okkulten beziehungsweise phantastischen Stereotypen und ambltlonlert verfaßten literarischen Versatzstücken.

Werbung
Werbung
Werbung

Der junge Däne Peter Hoeg ist in der deutschsprachigen Literaturszene kein Unbe-kaimter mehr. Mit seinem neuen Roman „Fräulein Smilias Gespür für Schnee" landete er nicht nur hierzulande einen Bestseller, sondern reüssierte nicht von ungefähr auch in den USA damit.

Der Inhalt ist schnell erzählt: Ein schon etwas in die Jahre gekommenes Fräulein, Gletscherforscherin, deckt die Hintergründe eines Kindsmordes auf oder versucht es zumindest. Derm die furchtlose SmiUa Jaspersen ist nach dem Showdown des Romans so klug als wie zuvor. Hoeg hüllt seine Prosa also fast völlig in die Aura des Mysteriösen ein. Am Ende bleiben ein unheilvoller, ins Grönlandeis versunkener Meteorit, höchst bissige Riesenwürmer und ethche tote Expeditionsteilnehmer übrig.

Fräulein SmiUa kämpft das ganze Buch hindurch mutig gegen eine Mafia des Verschweigens, Geschäftemacher und pohtische Desperados. Die Elemente des typischen Thrillers hegen da nur zu offen zutage: Jeder weiß von allem, aber keiner weiß es genau. Und da wird recherchiert, speku-hert, geprügelt und getötet, daß es schon keine Freude mehr ist.

Gedanken machen wird man sich über des Autors eher durchsichtige Absicht, verschiedene Sujets luid hterarische Vorbilder zu-saiEunenzukleistem. Aber hier ist keinesfalls Joseph Conrad am Werk gewesen (wie der Verlag zu suggerieren weiß), auch nicht Hans Heimy Jahnn mit seinen grandiosen Nordland-Mythen.

Eigentlich hat der Autor nur Steven Spielbergs „Auf der Suche nach dem verlorenen Schatz" oder Arthur C. Clarkes „2001 - Odyssee im Weltraxun" sozusagen aufs Grördändische Eis gesetzt. Man ist entsetzt über die menschliche Niedertracht, wird über die ethnischen Probleme mit den Eskimos belehrt, belehrt nicht zuletzt wohl auch über die Abirrungen der so-genaimten grauen Literatur, die sich nur allzu gerne mit einer deutschen Vorkriegsexpedition ins Ewrige Eis und den dortigen haarsträubenden Entdeckxmgen beschäftigt. Zeitgeist allerorten, nur die UFOlogie geht etwas ab.

Ansätze von Schlüssigkiet sollten eigenthch vorhanden ein, was aber vollends abgeht, ist die stu-pende Leichtigkeit, mit der begabte Schriftsteller mit den Khp-pen der menschhchen Psyche zurechtkommen, ohne am Packeis des Pathos scheitern zu müssen.

Irgendwo in der Mitte des Romans stellt sich das naseweise Fräulein Smilla schheßhch dann doch die Frage: „Oder bin ich einfach zu pathetisch?" Zmnindest diese Antwort bleibt vms Peter Hoeg am Ende nicht schuldig.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung