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Drei Kontinente — eine Einheit

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ASIATISCHE REISE. Kulturgeschichtliche Betrachtungen iiber den Fernen Osten. Von Luis Diez del Corral. Deutsche Schwarze Į Reihe. 264 Seiten. DM 11.80.

Es gibt bereits zu vdele Reiseberichte über den Fernen Osten. , Man kann sie grob in zwei Katego- ‘ rien einteilen: Kommerzielle und 1 pseudokulturelle Berichte, die oft in den Massenmedien zu lesen und zu : hören sind und eigentlich einzig und allein diem Tourismus dienen. Die ‘ andere Art sind halbpolitische und auf Sensationen gezielte Augenzeu- genberichte, die auf die Verkaufs- i möglichkeit der Werke gerichtet . sind und außerdem oft sehr zeitgebunden. Beide sind in gewisser Hin- 1 sicht oberflächlich, sie treflen nicht die Seele des Fernen Ostans.

Wie der Untertitel des Buches von Luis Diez del Corral besagt, handelt es sich hier um kulturge- schichtliiche Betrachtungen über das andere Ende der eurasischen Land- masse. Ohne solche Betrachtungen können die Europäer den Fernen Osten kaum richtig beurteilen; die hochentwickelte Kulturvergangen- heit und der relativ niedrige Grad der heutigen wirtschaftlichen und technischen Entwicklungen des Fernen Osten — mit Ausnahme des nördlichen Teils allerdings, wie zum Beispiel Japan — bedürfen ebenso einer entwickelnden Betrachtungs- weise, die mit der Zeit geht und nicht bei éinem Punkt stehen- bleibt — schaue nicht nur das Heute, sÄ i fiffi offWTükÜnft, sondern blicke auch in die Vergan- genheit zurück.

Das alles hat L. D. del Corral getan, Als ein weltoffener Spanier ist er zweifellos glücklicher als man- cher geistig dsolierte Mitteleuropäer, i der, obwohl durch die Habsburger- i Monarchie mit Spanien in Verbin- dung und somit der halben Welt be- ! gegnet ist, heute immer noch į irgendwie weltfremd und außen- i weltfedndlich ist.

Del Corral weiß, daß man nicht i immer die Unterschiede und die 8 Trennungslinien zwiischen den gro- s ßen Kulturkreisen suchen soil — I Ostasien, Westeuropa und Mittel- I amerika sind die drei großen Kultur- zentren der Menschheit, diese Tat- šache kann man nicht leugnen, ob- I wohl vdele die hochentwickelte Kul- g tur der Mittelamerikaner nicht an- I erkennen, da die brutale Vernich- I tung dieser Kultur durch die west- I europäischen Conquistadores ge- I schah —, sondern daß man immer I etwas Gemeinsames und Ähnliches I flnden kann.

Der Autor fet tatsächlich ein guter I Asienexperte, nicht nur die Kultur I und Geschichte betreffend, sondern I auch die Gesellschaft und Politik I

des Fernen Ostens wird anschaulich geschildert. Ohne die ersteren Kenntnisse über diesen Raum kann man den Fernen Osten hinsichtlich der zeitlichen Faktoren nicht verstehen, geschweige denn ričhtige Beurteilungen Oder objektive Ana- lysen stellen. Die von del Corral in seinem Buch angegebenen vielen Namen der Asienkenner und ihre Zitate verraten es. Ohne Rassen- vorurteil und falschen „National- stolz des Großspaniertums” ist es del Corral gelungen, die drei Kontinente durch eine gemeinsame Ver- gangenheit zu verbinden.

Del Corrals 27 Kapitel haben den Fernen Osten näher betrachtet. Er zeigt nicht nur das Äußere (Exo- tische und Kuriose), sondern er trifft auch die Kerne.

Nicht viele Europäer werden den Fernen Osten so lebendig und far- benprächtig beschreiben können ohne kitschig und primitiv zu werden. Das ist für die Betrachtung des Fernen Ostens besonders von Bedeu- tung; denn wie es glaubt, der Ver- tauschung der Zeit- und Raum- koordination folgt dann auch die Umkehrung des Gedächtnisses!

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