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Kupfermond und Genosse Lenin

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Spanisch kommt uns die Galerie St. Stephan mit Werken des jungen Malers C u i x a r t aus Barcelona. Er stellt abstrakte Etüden aus: Auf dunklem Grund, wie aus König Philipps Mantel geschnitten, steht eine schwärzlich-kupferfarbene Mondscheibe, von Trabanten umkreist. Das geht so Bild für Bild, mit kleinen Variationen in der Konstellation und zur Abwechslung einmal auf hellerer Malfläche. Dann zieht er reliefhafte metallische Schlingen und Girlanden um den Zentralpunkt. Eine Art Bleigießen mit dem Pinsel. Kleine Anleihen bei Miro, dessen Bildelemente Cuixart zu Symbolen voll dunklen Sinns und scheibenförmigen Amuletten umschmiedet. An Medeens Hals würden sie sich gut machen. Statt Mirös Karneval der Pantoffeltierchen (Alfred Schmeller) ein Spuktanz der Klecksgeisterchen. Zwischendurch deckt er eine Leinwand mit dunklem Olivbraun und kerbt eine lineare Struktur in die rauhe Oberfläche. Dann geht wieder der düstere Mond auf, von einem genialisch hingewischten Kasteri eingerahmt. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß Cuixart einen direkten Weg vom Versuch zur „Masche“ gefunden hat.

Die Briefmarke als politisches Plakat en miniature und als buntes Historienbild im Kleinstformat mit russischen Rittern, ganzen Kavallerieabteilungen oder dem Genossen Lenin im trauten Heim bringt die Österreichische Staatsdruk- kerei in der reichhaltigen Ausstellung „Die sowjetische Briefmarke“. Zweifellos bietet die Schau einen philate- listisch sehr interessanten Überblick über den Zeitraum von 1921 bis 1941. In den ersten Jahren dominiert der schwarzweiße Lenin-Kopf, auf Nachkriegspapier gedruckt. Die zwanziger und dreißiger Jahre stehen im Zeichen des neuen Aufbaues: Traktoren, Fördertürme, Staudämme. Dazu ethnologische Motive: Kolchosbauern aus den asiatischen Republiken. Im zweiten Weltkrieg beherrscht der heroisierte Rotarmist das Markenbild, den „Helden der Sowjetunion“ widmet die Sowjetpost Sonderausgaben. Im Zuge des „vaterländischen“ Kurses von 1941 wird General Suworow tragbar, später wird man auch siegreiche Admirale der alten Ära würdigen, wobei sogar — man staune! — die verpönten Zarenfarben Schwarz-Orange aufscheinen! Lenin bleibt nach wie vor aktuell, als Monument und als Väterchen. Die Motive der neuesten Zeit: natürlich Raketen und Satelliten samt Porträts der braven Laika und des Genossen Gagarin. Etwas fällt auf: Es gibt nur ganz wenige Sowjetmarken mit Darstellungen des russischen Balletts.

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