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Triptychon des deutschen Unterganges

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Im deutschen Nachkriegsgesinnungsfilm hat Frank Wisbar, als vom Dritten Reich Getroffener durchaus dafür zuständig, einen ganz bestimmten spröden Do-kumentar-Spielfilmstil entwickelt. Mit „Nacht fiel über Gotenhafen“ vollendete er, nach „Haie und kleine Fische“ und „Hunde, wollt ihr ewig leben“ (seine Titel zischen wie die der Fallada-Romane), so etwas wie ein Triptycho In diesem nimmt der neueste Film unzweifelhaft das Mittelstück ein — schon wegen der grausigen Malerei des Unterganges des „Wilhelm Gustloff“, auf dem im Jänner 1945 mehr als 5000 Ostdeutschlandflüohtlinge und die letzte Kraft und Freude des Hitler-Reiches ein trauriges Ende fanden. In diese Apokalypse blendet der Film ein privates Schicksal (mit klarer Position von Schuld und Sühne) ein, das sich zwar nicht niet- und nagelfest mit dem „Dokument“ zusammenfügt, aber doch auch wieder stark beeindruckt. So entsteht ein ehrliches, atmosphärendichtes Zeitbild, in dem sich u. a. auch schüchtern ein erfreuliches Comeback Brigitte Horneys anzukündigen scheint.

Hart an einem großen Film geht die amerikanische Geschichte eines Armenarztes vorbei (wir haben ein richtiges Gegenstück dazu in Wien gelebt), den die Publicity in ihren Sog zu ziehen sucht: „Der Zorn des Gerechten.“ Es liegt an einigen Schwächen des Buches, nicht an dem großen Darsteller Paul Muni, daß der Film im letzten Drittel etwas abrutscht. Muni, dessen „Gute-Erde“- und Pasteur- und Zola-Gestalten auf den goldenen Blättern der Filmchronik der dreißiger Jahre stehen, ist ein gütiger Weiser geworden — einer jener tausend „lichten Schatten“ des ewigen Juden, in denen alles Leid der menschlichen Kreatur sichtbar wird.

Nicht nur für „Fans“, sondern in der bekömmlichen Mischung von Louis Armstrong und Danny Kaye auch für uns hörens- und sehenswert ist der amerikanische Musikfilm „Fünf Pennies“. Zum modernen Jugendproblem steuert das UFA-Studio mit „...und noch frech dazu“ ein spielfreudiges, ehrgeiziges Kapitelchen. Der SOS-Kinderdorf-ldee kann der deutsche Film „Heimat, deine Lieder“ nicht schaden; es scheint sogar, daß er ihr nützen wollte..;

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