6701765-1963_33_15.jpg
Digital In Arbeit

Lügner und Schelme

Werbung
Werbung
Werbung

Das „Ensemble Porcia”, das im Hofe des Renaissance-Schlosses in Spitta1 seine Bretterbühne etablierte, hat seinen guten Ruf im dritten Spieljahi noch gefestigt und unter der zwingenden und um keine Wirkung verlegenen Führung von Herbert Wochinz — das einmalige Eröffnungsgastspiel des Universitätstheaters „Ca’ Foscari” aus Venedig hatte mit der Ausdruckskunst der „Commedia degli Zanni” (Ahnen des wackeren Hanswurst), die Stimmung köstlich vorbereitet — dem aus den Vorjahren übernommenen Repertoire zwei neue Komödien hinzugefügt: den die Zeiten überdauernden „Lügner” Goldonis und Lope de Vegas „Kavalier vom Mirakel”, Stücke sprachlicher wie körperlicher Behendigkeit, die in der wortwitzigen und auf keinen Spaß verzichtenden Übersetzung und Bearbeitung H. C. Artmanns dem Willen und Können von Regisseur und Spielschar auf halbem Wege entgegen- kommen und in ihrem turbulenten Ablauf des Publikums sicher sein dürfen.

Für den „Lügner” Lėlio hatte sich Wochinz des hochbegabten Eugen Stark versichert, der sich hervorragend bewährte und in Peter Ertelts Arlecchino ein aus dem Geist der alten Commedia dell’arte stammendes sehr wirkungsvolles Gegenüber besaß. Vergnüglich und vergnügt die Colombina Heide Grübl, amüsant im Gegensatz des Wuchses und der Temperamente Karl Krittl (Dottore) und Josef Gmeiner (Pantalone). Maria Therese Escri- bano gab der „Sängerin” alle Vorzüge ihrer Vortragskunst. Sehr bemerkenswert die zweckmäßige Bühnengestaltung durch Anne Marie Silier, die auch dem Kostüm alle Sorgfalt angedeihen ließ.

Mit dem „Kavalier vom Mirakel”, dem wirklich nur noch Wunder aus Verlegenheit und Verlogenheit helfen können, zog Wochinz aus dem Überreichtum Lopescher Spiele eines der selteneren Werke hervor, instinktiv erkennend, daß auch ein an sich schwächeres Opus in guter Fassung und szenischer Rasanz lebendig zu werden vermag. Der Griff War glücklich, denn diese Komödie in ihrer leicht parodierenden Übertreibung enthält das, was des Vollblutkomödianten ist — ein Überschäumen des Dialogs, Effekte der schillernden Situation und Gelegenheit, mit Geste und Gebärde dem Theater zu dienen. Für den zweifelhaften Helden Don Luzman, der sich als Spanier durch Rom liebt, schnorrt und lügt, schließlich an seiner eigenen Höchststapelei ‘scheitert und seines Glanzes bis auf die Unterhosen entkleidet dasteht, war in Erich Padelewski ein Darsteller präsentiert, wie man ihn nicht besser hätte wünschen können: wendig, würdig, degenbereit, wo es an Gefahr fehlte, in der Angst schwitzend, im Erfolg glänzend.

Matthias Kralj hatte Kostüm und Bühnenbild mit Geschmack und Einfall geschaffen hatte. Ein überzeugender Erfolg für Wochinz und sein Ensemble.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung