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Wanderin zwischen den Welten

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65 Jahre alt geworden. Weit mehr als die. Hälfte davon ist sie zwischen den Welten gewandert, ein ruheloses Herz, ein Mensch unserer Tage. ,

JJie großen rluchtlingskarawanen und Völkerwanderungen des zweiten Weltkrieges haben die alte Weisheit, daß jedes Geschöpf eine Heimat habe, auf tragische Weise in Zweifel gezogen.

Für die Schriftstellerin Alja Rach-manowa, die heute im Thurgau wirkende geborene Russin, Wahlösterreicherin und jetzige Schweizerin, begann das Drama schon am Ende des ersten Weltkrieges, als sie, verheiratet mit dem kriegsgefangenen Salzburger Philologen Arnulf v. Hoyer, vor den Bol-schewisten nach Österreich flüchten mußte. So hart der „Nachkrieg“ in Wien für die „Milchfrau in Ottakring“ (Titel eines ihrer ersten Werke) war, brachte er doch auch Gutes und Schönes, ihren literarischen Aufstieg mit den Tagebuch-Romanen und bald auch ein schönes Heim in Salzburg. Fast schien es, als ob sich für die Eheleute Hoyer der Sturm gelegt und Österreich ihre neue Heimat werden würde. Der literarische Ruhm Alja Rachma-nowas verbreitete sich durch die ersten monographischen Romane bedeutender Persönlichkeiten des russischen 19. Jahrhunderts und die Jurka-Bü-cher: Niederschlag der glücklichen Ehe und Mutterschaft.

Da kommt das Jahr des Unheils: 1938. Die allzu religiösen Bücher Rachmanowas trifft der NS-Bann. 1945 wiedeT sind sie den Befreiern zu antisowjetisch und geraten ein zweitesmal auf den Index! Da muß da9 Ehepaar Hoyer allein (der Sohn Jurka, Medizinstudent, ist in den letzten Kampftagen vor Wiener Neustadt, von einer russischen Kugel getroffen, gefallen) wieder auf die Wanderschaft gehen und findet schließlich in Ettenhausen bei Aadorf im Schweizer Kanton Thurgau eine neue, nunmehr dritte Heimat.

Dem harten Schicksal zum Trotz ist das literarische Werk Alja Rachmanowas weitergediehen. Weit über eine Million Exemplare ihrer Bücher sind im Umlauf. Zwei neue kündigen sich an, ein Büchlein über die Freundschaft mit Tieren und ein großer Dekabri-sten-Roman, in dem russisches Leben zwischen 1825 und 1860 sichtbar werden soll. Vielleicht wird von ferne auch ein Ton Heimweh mitschwingen, wie in allen ihren Büchern. Am 27. Juni ist Alja Rachmanowa

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