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Hitlers Unterredungen

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Der zweite Band der Unterredungen Hitlers mit Diplomaten und Staatsmännern des Auslandes seit 1942 umfaßt 67 erhaltene Protokolle. Dabei ist interessant, daß mit dem Schwinden des deutschen Machteinflusses mehr und mehr die zweit-und drittrangigen Gesprächspartner zwecks geistiger und politischer Ausrichtung herangezogen werden. So etwa im Jahre 1944 recht häufig der slowakische Staatspräsident Tiso oder Vertreter des unbedeutenden kroatischen Staates. Sehr oft findet man auch den rumänischen Staatsführer Marschall Antonescu, auf den Hitler große Stücke hielt. Aus den Gesprächen sind die einzelnen Stufungen der Wertschätzung der jeweiligen Verbündeten deutlich merkbar. Nach anfänglichem Mißtrauen gegenüber den Japanern beginnt 1942 eine Periode der Offenherzigkeit, um dann wiederum dem Mißtrauen Platz zu machen. Ein übersteigertes Vertrauen auf Italien weicht nach den Septemberereignissen 1943 einer tiefen Verachtung für den italienischen Soldaten. Dies drückt sich häufig in Gesprächen aus, die Hitler mit Politikern aus dem Südosten führt, wobei er sich gerne wörtlich als „alten Österreicher und Experten aus der Zeit der

Donaumonarchie“ in Szene setzt. Die militärische Seite der Gespräche ist gekennzeichnet durch eine sehr große Vorsicht in bezug auf seine Absichten und Pläne, wobei allerdings immer wiederum der Gedanke aufscheint, daß letzten Endes nur die Eroberung des Raumes im Osten dem ganzen Krieg einen Sinn geben könnte. Sein eigenes übersteigertes Selbstbewußtsein tritt ebenso zutage wie die stark ideologische Komponente der ganzen Außenpolitik, die auch immer wiederum in der Forderung an seine Gesprächspartner nach einer aktiven antijüdischen Aktion in den einzelnen Ländern durchbricht. Der Quellenwert dieses vorzüglich edierten Dokumentar-bandes besteht darin, daß nunmehr zu den militärischen Gesprächsaufzeichnungen Hitlers auch die außenpolitischen Vorstellungen klarer zutage treten.

STAATSMÄNNER UND DIPLOMATEN BEI HITLER. 2. Teil. Vertrauliche Aufzeichnungen über Unterredungen mit Vertretern des Auslandes 1942 bis 1944. Herausgegeben und eingeleitet von Andreas Htll-gruber. Bernard und Graefe, Verlag für Wehrwesen, Frankfurt am Main 1970, 568 Seiten.

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