Die Tücken des Druckfehlerteufels haben in Diktaturen zuweilen lebensgefährliche Folgen. Es ist dem Kobold eigen, Buchstaben so auszutauschen, daß das ursprüngliche Wort verdreht und hinter dem verdrehten Wort die eigentliche Wahrheit aufleuchtet. Die Wahrheit aber wird bestraft.
Im Dritten Reich trieb das Teufelchen besonders hübsche Streiche und verhalf so grinsend zur Bereicherung des Volkswitzes. Nach einer Tagung für Presseleute stand als Überschrift in einer Münchner Zeitung, noch dazu in roter Druckschrift, zu lesen: „Die Fresse siegt.“ Wenig später brachte der „Völkische Beobachter“ den Titel: „Hunderttausend Brauthemden jubeln dem Führer zu.“ Und wieder einmal las man „Unverbindliche Treueerklärung der SA.“ Weil aber der Kobold selten bei einem Streich bleibt, übertrumpfte er diesen Titel in der am nächsten Tag erschienenen Berichtigung so: „Unverbrüchliche Trauererklärung der SA.“ In einer Breslauer Zeitung war der vom Gauleiter verfaßte und abgedruckte Aufruf mit „Heilt Hitler!“ unterzeichnet. In allen diesen Fällen wurden Setzer und Korrektoren zur Verantwortung gezogen.
Nun geschah es vor kurzem, daß ein solcher Streich in der DDR — wo es solche Abkürzungen gibt, fühlt sich der Kobold besonders zu Hause — geschah, bekannt wurde und seine bitteren Folgen hatte. In der in Berlin erscheinenden „Neuen Zeit“ wurde Walter Ulbricht als der „Erste Sekretär des KZ der SED“ bezeichnet. Statt ZK (Zentralkomitee) also KZ, der Abkürzung der berüchtigten Konzentrationslager. Der Staatssicherheitsdienst wurde alarmiert; ein Setzer und ein Korrektor wurden verhaftet. Die Ausgabe, die Ulbricht zum Ersten Sekretär des Konzentrationslagers der SED machte, kam in einigen Exemplaren auch nach West-Berlin.
Man sieht, der Druckfehlerteufel hat HumoT, ist hintersinnig und versteht sein Geschäft. Es ist ihm gleich, in welcher Diktatur er seine Streiche vollführt.
Vor ein paar Wochen im Reiche Ulbrichts. Und morgen 7
