Die Freiheit beim Wort genommen

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In einem großen Interview mit der Furche aus Anlass seines 70. Geburtstages antwortete Fritz Csoklich auf die Frage nach seinem "Lebensthema": "Freiheitsräume scheinen mir etwas ganz Wesentliches zu sein." Freiheitsräume in der Gesellschaft, der Politik, den Medien - vor allem aber: Kirche als Freiheitsraum. Und er machte deutlich, dass er diese Freiheitsräume stark bedroht sieht - durch repressive Strömungen, aber auch durch die zunehmende Ökonomisierung aller Lebensfelder, was etwa für den Bereich der Medien gravierende Auswirkungen hat.

Solchen Entwicklungen entgegenzuwirken, Freiheitsräume offenzuhalten - das war wohl das Leitmotiv bei Csoklichs journalistischen Arbeit, als Chefredakteur der Kleinen Zeitung von 1960 bis 1994. "Die Freiheit beim Wort nehmen" hieß denn auch die von Wladyslaw Bartoszewski mitherausgegebene Festschrift zum 70er. Keine Selbstverständlichkeit bei einem Massenblatt, das in seinem Verbreitungsgebiet - Steiermark und Kärnten - den permanenten Kampf um Platz 1 mit der Kronen Zeitung führen musste. Musste? Ja, denn zum publizistischen Credo Fritz Csoklichs gehörte der Satz, man dürfe "den Boulevard nicht dem Boulevard" überlassen. Anders gesagt: Masse und Qualität, Breitenwirkung und Tiefgang müssen kein Widerspruch sein. Dass dieser hehre Anspruch eine tägliche Gratwanderung bedeutet, von der man in der Früh nicht weiß, ob sie am Ende des Tages gelungen sein würde, war Csoklich nur zu gut bewusst.

Aber er nahm die Herausforderung an: Tag für Tag ein Blatt zu gestalten, das, wie er gerne sagte, in fünf Minuten gelesen werden kann und gleichzeitig anregende und vertiefende Lektüre für eine ganze Stunde bietet; unterhaltsam, aber nicht unseriös; regional verwurzelt, aber nicht provinziell beschränkt.

Diese Philosophie spiegelte sich auch in Csoklichs eigenen Texten wider, zumal in seiner legendären Sonntagskolumne "Im Vertrauen gesagt" (dass die "Vertraulichkeit" bei mehreren Hunderttausend Lesern relativ ist, tat nichts zur Sache...): In klaren, einfachen Sätzen formulierte er seine Gedanken über die Steiermark, Österreich, zu den vitalen Zukunftsfragen von Kirche und Gesellschaft.

Nach seinem Rückzug aus der Kleinen, 1994, machte er seine reiche Erfahrung noch mehrere Jahre für die steirische Katholische Aktion als deren Präsident fruchtbar: wie schon als Journalist im Sinne von "Verantwortung und Verständigung in pluralistischen Verhältnissen" (Untertitel der Festschrift), wider alle Tendenzen zur Verengung, zur Inhumanität, für eine Kirche, die in der Gesellschaft etwas von der "Menschenfreundlichkeit Gottes" spürbar werden lässt.

Am Mittwoch dieser Woche feierte Fritz Csoklich seinen 75. Geburtstag. Die Furche gratuliert einem langjährigen Freund ganz herzlich. RM

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