Fritz Csoklich: Als Journalist und Christ bei den Menschen

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Zum Tod des großen Journalisten und Brückenbauers.

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Zum Tod des großen Journalisten und Brückenbauers.

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Vor einer Woche ist Fritz Csoklich gestorben. Vieles, fast alles ist, vor allem in „seiner“ Zeitung, seiner Kleinen, über ihn – den Journalisten, den Katholiken, den Familienmenschen – gesagt worden. Eines lässt sich vielleicht aus der Außenperspektive eines befreundeten bzw. Schwesternmediums noch klarer erkennen: Unter den vielen Langzeitchefredakteuren der Zweiten Republik war Fritz Csoklich mit Sicherheit jener, der wie kein anderer zur Symbolfigur der eigenen Zeitung wurde. Er vertrat nicht einfach eine bestimmte Blattlinie; auch zu sagen, dass er diese entscheidend geprägt hätte, wäre eine maßlose Untertreibung. Nein, Fritz Csoklich war nicht weniger als das personifizierte publizistische Programm der Kleinen Zeitung – und solcherart einer der am hellsten leuchtenden Fixsterne am (einst) weit aufgespannten Himmelszelt der katholischen Publizistik.

Ein Programm, auch das kann an dieser Stelle vermerkt werden, das – bei allen augenscheinlichen Unterschieden in der konkreten Ausprägung – inhaltlich viel mit jenem der FURCHE gemeinsam hat: Friedrich Funders Wort vom „katholischen Blatt für die Weltleute“, von der „strengen Unabhängigkeit von jeder politischen Partei“, sein Vermächtnis von ökumenischer Gesinnung und politischem Dialog, das er seiner FURCHE hinterlassen hat – all dies passt cum grano salis auch auf die Kleine Zeitung und Fritz Csoklich.

Csoklichs Prinzip und Erfolgsgeheimnis war die Synthese: von Katholizität und Weltoffenheit, von Heimat und Internationalität, von Klarheit, Verständlichkeit und intellektuellem Anspruch, von Masse und Qualität. Seine Aussprüche, mit denen er diese Leitlinien selbst skizzierte, sind oft zitiert worden: Man dürfe „den Boulevard nicht dem Boulevard überlassen“, sagte er etwa; oder dass die Kleine in fünf Minuten gelesen werden können – aber gleichzeitig Stoff für eine Stunde Lektüre beinhalten müsse. Für Fritz Csoklich war das freilich nicht bloß eine Marketingstrategie – es entsprang seinem Welt- und Menschenbild, seinem Respekt vor der Würde aller Leserinnen und Leser, nicht nur der Eliten. Oder, ganz einfach gesagt: Csoklich mochte die Menschen – und deswegen mochten so viele, ob sie ihn nun persönlich oder „nur“ als Leser kannten, ihn.

„Bei den Menschen“ lautet der programmatische Titel eines Buches des Grazer Altbischofs Johann Weber. So hat auch Fritz Csoklich seine journalistische und publizistische Tätigkeit verstanden – und dieses Selbstverständnis hat er seiner Zeitung einprogrammiert. Es entsprach aber auch seinem Bild von Kirche, und so ist es kein Wunder, dass Csoklich Webers volksnahe, herzliche, auf die Menschen zugehende Art ebenso schätzte, wie Weber den christlichen Humanismus Csoklichs. Beide verband die Fähigkeit, etwas von der „Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes“ (Tit 3,4) sichtbar werden zu lassen.

Eine zum 70. Geburtstag Fritz Csoklichs erschienene Festschrift trug den Titel: „Die Freiheit beim Wort nehmen“. Das Thema der Freiheit trieb ihn zeitlebens um, wie er auch in einem großen FURCHE-Interview vor zehn Jahren ausführte. Für ihn persönlich war es die tiefere Freiheit eines Christenmenschen – und immer auch die Freiheit der anderen. Von Fritz Csoklich konnte man lernen, dass um solche Freiheit jeden Tag aufs Neue zu kämpfen sich lohnt.

Nicht zuletzt in diesem Sinne schuldet die FURCHE Fritz Csoklich Dank. Ein Freund auch dieser Zeitung ist von uns gegangen – möge er in Frieden ruhen!

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