Diskurs pro Quartal

Nicht oft gelingt es einer neuen Publikation wie der eben erschienenen katholischen Vierteljahresschrift Quart, sogleich etwas mediale Aufmerksamkeit zu erlangen. Da aber die erste Ausgabe der Zeitschrift des Forums Kunst - Wissenschaft - Medien der Katholischen Aktion Österreich einen pointierten Kommentar des ORF-Kirchen-Kurators Franz Küberl enthielt, wurde sie hier und dort in den Tagesmedien vermerkt: Küberl ortet etwa "Zentralverwaltungswirtschaft" durchs neue ORF-Gesetz, und dass es bei Teilen davon darum gehe, Gerhard Weis loszuwerden. In ein ähnliches Horn stößt Peter Pawlowsky, Sprecher des Forums, das im Wesentlichen eine Kooperation von Katholischem Akademikerverband, Katholischer Hochschuljugend und dem Literarischen Forum der Katholischen Aktion darstellt, in einem weiteren medienpolitischen Beitrag.

Medien sind nur ein Teil dessen, was die Jungfernnummer von Quart zu bieten hat: Juliette Binoche taucht auf dem Cover buchstäblich auf, im Blattinneren entspricht dem ein Artikel über das Werk des österreichischen Cannes-Preisträgers Michael Haneke, in dessen Film "Code Inconnu" Binoche die Hauptrolle spielt. Neben einer Auseinandersetzung über die Frau im Strom der Moderne (Autorin: die katholische Moraltheologin Christa Schnabl) und einem widerspenstig erfrischenden Beitrag über die Zukunft der Ökumene (vom evangelischen Akademieleiter Albert Brandstätter) ist im Heft auch die Zukunft der Universitäten thematisiert: Herbert Kalb, Vizerektor der Universität Linz und Präsident des Katholischen Akademikerverbandes, erregt sich - mit einem Zitat von Konrad Paul Liessmann - über den "irrationalen Reformfuror", dem die Universitäten ausgesetzt sind. Zu ähnlichen Schlüssen kommt Christian Lorenz, Generalsekretär der Katholischen Hochschuljugend, der einer "letzten Unvermarktbarkeit der Universität" das Wort redet.

Film ist nicht die einzige Kunstform, die in Quart No. 1 zu Wort kommt: Die gegenwärtigen Ausstellungen von El Greco und Miro sind in kompetenten, wenn auch leider nur klein bebilderten Beiträgen gegenwärtig, Architekt Ottokar Uhls Werk wird anlässlich seines Siebzigers ausführlich gewürdigt.

Quart ersetzt die bisherige Zeitschrift des Katholischen Akademikerverbandes actio catholica, die vor 44 Jahren von Otto Mauer gegründet wurde. Nun wird das Blatt auf eine breitere Basis gestellt und mit neuem Layout ausgestattet, aber auf durchaus bewährter inhaltlicher Linie weitergeführt. Der Name Quart, so Chefredakteur Cornelius Hell, assoziiert "Quartalsschrift", klingt aber auch ans "Quartheft" an, ein Gedanke an die musikalische Quart ist ebenfalls erlaubt. Der Name findet in vielen quadratischen Elementen seine grafische Entsprechung.

Originelle Kurzformen (wie die Glosse "Quartessenz" am Blattende) und gediegene, intellektuell gründliche Kost bietet Quart - und macht Appetit auf weitere Hefte. Zusätzlich gibt es einen Internetauftritt (www.quart.at.tf), wo auch die Langfassungen gekürzter Artikel zu finden sind.

Auch wenn - wegen Franz Küberl - dem Blatt etwas aktuelle Aufmerksamkeit zuteil wurde, sind das Beleuchten der Hintergründe von Entwicklungen und der hochstehende katholisch-intellektuelle Diskurs - abseits der Aufgeregtheit der Tagesaktualität - das Gütezeichen, das schon der ersten Quart zu bescheinigen ist.

Cornelius Hell, der auch Generalsekretär des Katholischen Akademikerverbandes ist, kündigte für Quart Nummer 2 ein Interview mit dem australischen Ethik-Enfant-terrible Peter Singer an, darauf soll in der Doppelnummer 3/4 (November 2001) ein Gespräch mit Arnulf Rainer folgen, das allerdings schon ein Jahr zuvor geführt wurde: So weit abseits der Aktualität wird sich Quart aber - hoffentlich - auch nur in Ausnahmefällen bewegen.

Quart. Zeitschrift des Forums Kunst - Wissenschaft - Medien. Hg. vom Forum Kunst - Wissenschaft - Medien der Katholischen Aktion Österreich. 1090 Wien, Währinger Straße 2-4, Tel. 01/3176452, Fax 01/3176165-17, E-Mail: quart@kaoe.at, Homepage: www.quart-at.tf - 36 Seiten, Jahresabo (4 Ausgaben): öS 180,-/e 13,08