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Schnelle Flitzer

Fünf Jahre ließen uns die Gebrüder Wachowski zappeln, bis sie uns endlich neu beglückten: Es stimmt ja, dass mit dem Abschluss der "Matrix"-Trilogie 2003 alles an Spezialeffekten, Cyber-Mythen und Leinwanderlösungen schon aufgebraucht schien, dass die Berserker des Actionkinos wirklich neue Wege gehen mussten. In "Speed Racer" versuchen sie es nun als Familienfilmer, die ihr "Matrix"-Repertoire ausschöpfen, aber doch nur bedingt gebrauchen können. Wachowskis nehmen also die japanische Zeichentrickserie gleichen Namens und machen einen "Realfilm" draus, der - wie war es anders zu erwarten? - durch und durch virtuell bleibt: Speed Racer rast atemberaubend für den Rennstall seines Vaters über die Pisten, sein Bruder Rex Racer ist beim Rennfahren tödlich verunglückt und die Familie inklusive Mutter und Freundin hält zusammen, aufdass die korrupten Rennveranstalter auffliegen. Abgefahren rasant, und mit einer Schauspielriege aus Hollywood: Emile Hirsch als Speed Racer, Susan Sarandon als Mom und John Goodman als Pops, Christina Ricci als Freundin Trixie - Wachowski-Fan, was willst du mehr? Otto Friedrich

SPEED RACER

USA 2008. Regie: Andy und Larry Wachowski. Mit Emile Hirsch, Christina Ricci, John Goodman, Susan Sarandon, Matthew Fox. Verleih: Warner. 135 Min.

Schnelle Hochzeit

In der Kinoromanze "Love Vegas" gilt: "Drum prüfe, wer sich ewig bindet." - Kluge Redewendung für eine Stadt, in der Ehen in Überschallgeschwindigkeit durch Elvis-Lookalikes geschlossen werden. Ein Manhattaner Richter aber verweigert zwei Vegas-Urlaubern, dass das, was im Rausch passierte, so schnell wieder ausradiert wird: Er vergattert Cameron Diaz und Ashton Kutcher zu einem halben Jahr Eheleben. - So lange bleibt auch der Casino-Jackpot, den sie in ihrer "Hochzeitsnacht" erspielt haben und um den ausgelassen gestritten wird, unangetastet. Natürlich geben sie sich ausufernd dem Kleinkrieg hin, bis sie erkennen, dass sie einander gar nicht einmal so schlecht finden. Was in Vegas passierte und in New York weitergesponnen wird? - Ein vorhersehbares Drehbuch, überzogene Situationen, so manch derber Scherz und ein routinierter Cast in Sachen Romantic Comedy. Das Fazit: kurzweilige Unterhaltung im Screwball-Stil und feine Nebendarsteller wie Queen Latifah. Nicole Albiez

LOVE VEGAS

USA 2008. Regie: Tom Vaughan.

Mit Cameron Diaz, Ashton Kutcher.

Verleih: Centfox. 95 Min.

Schneller Wechsel

Zu einer Weltrevolution hat es bisher zwar nicht gereicht, subversiv und anarchistisch sind die Auftritte der heimischen Rockband "Drahdiwaberl" aber bis heute: Kein Konzert, kein Auftritt, bei dem nicht Fäkalien, Blut und sonstige Körperflüssigkeiten zum Einsatz kommen - Live-Sexorgien inklusive. Für all jene, die schon immer mehr über dieses "freakig, zappaeske Konglomerat an Eitelkeiten" (© Ex-"Drahdiwaberl" Thomas Rabitsch) und ihren "Spiritus Rector", Stefan Weber, wissen wollten, hat Regisseur Klaus Hundsbichler die unkonventionelle Zelluloid-Collage "Weltrevolution" geschaffen. Der Mix aus Konzert-Mitschnitten, Archivaufnahmen, Spielfilm-Sequenzen und Interviews mit (ehemaligen) Bandmitgliedern ist ebenso schrill und bunt wie die Auftritte der Musiker. Der Doku-Spielfilm ist aber weit mehr als eine bloße Hommage an die "nicht ab-, sondern übernormale" Bürgerschreck-Truppe. Zu Recht behauptet Hundsbichler mit seinem Werk "auch ein Stück Zeitgeschichte" abzubilden: Seine "Weltrevolution" rückt neben politischen und kulturellen Ereignissen der vergangenen Jahrzehnte jene Musikgruppe in den Blickpunkt, die unauslöschlich in die Annalen der heimischen Subkultur-Szene eingegangen ist.

Jürgen Belko

WELTREVOLUTION - Der Drahdiwaberl-Film

A 2008. Regie: Klaus Hundsbichler. Mit Stefan Weber, Drahdiwaberl & Friends. Verleih: Filmladen; 90 Min.

Gar nicht schnell

In Erich Langjahrs Wildheuerfilm "Das Erbe der Bergler" ticken die Uhren noch langsamer. Der Rhythmus des Dokumentarfilmes ist an den der Protagonisten angelehnt. Langjahrs Protagonisten sind die "letzten Bergler" - die, die das Erbe ihrer Väter aufrechterhalten. Zum Schweizer Nationalfeiertag, dem 1. August, steigen die Muotataler Männer auf den "Hinteren Heubrig", um mit Sensen und Griff-Holzschuhen ausgestattet die Wildheuer-Ernte einzubringen. Die Ruhe, die "Das Erbe der Bergler" verströmt, wird auch vom Publikum gefordert. Beinahe meditativ, mitunter auch monoton wiederholen sich die Bilder, die stoisch zeigen, wie in Netzen zusammengehaltenes Heu über eine Seilwinde bergab geschickt wird. Wie die schweren Heuballen in einen Speicher geschleppt - und Monate später in die Ortschaft transportiert werden. Auf hausgemachten Schlitten, in hausgemachten Schuhen, deren Entstehung der Zuschauer auch schon mitverfolgt hat. Sorgsame Handarbeit wird gezeigt, im geduldigen und zufriedenen Einklang mit Natur und Tradition. Auch hier passt sich Langjahr mit den Formalien an den Inhalt an: Auf Off-Kommentare wird verzichtet, die naturbelassenen Bilder und die oft "schweigsame" Geräuschkulisse sollen für sich sprechen. Nicole Albiez

DAS ERBE DER BERGLER

CH 2006. Regie: Erich Langjahr. Mit Albert und Erich Gwerder, Alois Langenegger. Verleih: Votivkino. 97 Min.

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