Gefährlich und trotzdem heilig

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Allerheiligen: vor allem auch ein Fest für die kritischen Geister, für die Widerständler und um ihrer Überzeugung willen Unnachgiebigen. Einem von diesen Unbeugsamen war der FeierAbend auf ORF2 am Allerheiligentag gewidmet: Carl Lampert - in der NS-Zeit galt der Innsbrucker Provikar als der "gefährlichste Mann innerhalb des Klerus" Österreichs. Weil das Regime sein Denken nicht ändern konnte, forderte es seinen Kopf. Weil Lampert stand hielt, trotzte er der Diktatur über seinen Tod hinaus.

In Zeiten wie diesen, in denen sich Menschen für ihren Glauben opfern und andere mit sich in den Tod reißen, die Religion als Rechtfertigung für den Terror vorgeschoben wird und der für viele "gefährlichste Mann der Welt" für viele andere ein Heiliger ist - in solchen Zeiten eine Sendung über einen Märtyrer zu machen, ist riskant. Wo die Grenzen ziehen, woran die Unterschiede zwischen gefährlich/gut und gefährlich/böse festmachen?

Bettina Schimak ist diese Gratwanderung mit ihrer TV-Dokumentation über den Vorarlberger Priester gelungen. Sie schaffte es, den für diese Fragen entscheidenden Punkt glänzend herauszuarbeiten: Lampert scheute den Tod nicht, er suchte ihn aber auch nicht. Lampert, der Kirchenrechtler, glaubte nach Verrat, Folter und dreifachem Todesurteil immer noch an das Recht. Unrecht bekämpfte er nicht mit neuem Unrecht. Das war sein Widerstand, der Widerstand jedes Gerechten. WM

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