Hollywoods Großmeister

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Im Fernsehen der Gegenwart taugen seine Filme nicht mehr für die "Prime Time". Auch wenn Billy Wilder, der in der Nacht auf Gründonnerstag in Beverly Hills verstorben ist, als Großmeister des Hollywoodkinos gilt, laufen seine Arbeiten heute zu quotenschwachen Zeiten. Der ORF setzte zum Gedenken an den "Altösterreicher", als der Wilder hierzulande vereinnahmt wird, unter anderem die Farce "Extrablatt" (1974) mit Jack Lemmon und Walter Matthau (auch die Entdeckung des Komiker-Duos darf sich Wilder auf die Fahnen heften) ins Spätabendprogramm des Ostermontags: Mit der rasenden Geschichte der rasenden Reporter persiflierte Wilder, was ihm aus demWien und Berlin der Zwischenkriegszeit durchaus vertraut war. Schon 1951 war in "Reporter des Satans" mit Kirk Douglas skrupelloser Journalismus Thema eines Wilder-Films gewesen.

Wilder verfasste bereits in Berlin Drehbücher - etwa für "Emil und die Detektive" (1931), auch in Hollywood begann er als Schreiber - unter anderem gehörte er zu den Autoren von "Ninotschka" mit Greta Garbo (1939).

Obwohl Wilder nie einen Oscar für einen seiner Filme erringen konnte (er wurde erst spät "für sein Lebenswerk" ausgezeichnet), hat er bei zahllosen Klassikern Regie geführt - von der Chandler-Verfilmung "Frau ohne Gewissen" (1944) bis zum "Sunset Boulevard" (1950) oder zu "Sabrina" (1954) mit Humphrey Bogart und Audrey Hepburn. Neben Lemmon und Matthau ist Wilder auch die Entdeckung Marilyn Monroes zuzuschreiben ("Das verflixte 7. Jahr", 1955; "Manche mögen's heiß", 1959; "Das Mädchen Irma la Douce, 1963).

Marlene Dietrich und Charles Laughton ("Zeugin der Anklage", 1958) gehörten ebenso zu den Wilder-Schauspielern wie James Stewart ("Lindbergh: mein Flug über den Ozean", 1957), Gary Cooper ("Ariane - Liebe am Nachmittag, 1957), Dean Martin und Kim Novak ("Küss mich - Dummkopf", 1964).

1906 war der spätere Regisseur als Samuel Wilder im damals österreichischen Sucha bei Krakau geboren worden. Er wuchs in Wien auf, wurde hier Reporter und kam in den zwanziger Jahren nach Berlin, von wo er 1933, weil er Jude war, in die USA emigrierte.

Wie bei vielen anderen Vertriebenen dauerte es lange, bis sich die Heimat der Jugend revanchierte: 1983 mit dem Großen Österreichischen Staatspreis für Filmkunst, 2000 mit der Ehrenbürgerwürde für Wien. 1993 wurde Wilder bei der Berlinale ein "Bär" verliehen, und auch die Bundesrepublik Deutschland ehrte ihn mit ihrem höchsten Orden. ofri

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