Keanu Reeves, Neo-Messias

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"Matrix Reloaded": In punkto Technik und Spezialeffekte setzt der zweite Teil der "Matrix"-Trilogie wieder Maßstäbe.Dass der Filminhalt dabei ins Konventionelle abstürzt, wird Action-Freunde wenig stören.

Selten noch war die Verwertungsmaschinerie lange vor dem Filmstart so perfekt angelaufen wie die Kurzfilme, Online-Spiele und -Animationen, die die Besucher in "Matrix Reloaded" locken sollten. Das Nachrichtenmagazin Time, das zum selben Medienkonzern wie die Filmfirma Warner Bros. gehört, widmete letzte Woche sogar die Cover Story dem - in technischer Hinsicht - unglaublichen Wiedersehen mit Morpheus, Neo, Trinity & Co.

"Matrix", die erste, hatte 1999 Maßstäbe in Filmtechnik und Spezialeffekten gesetzt, vier - verdiente - Oscars folgten. So war die so genannte "Bullet Time", eine extreme Zeitlupentechnik, bei dem sich das Filmauge schnell rund um den Darsteller bewegt, stilbildend fürs Action-Kino. Auch das Hereinnehmen von aufwendigen Kung-Fu-Choreografien in einen Sci-Fi-Film gehörte zu den Markenzeichen von Drehbuch und Regie der Brüder Andy und Larry Wachowski.

Der finanzielle Erfolg von "Matrix" ermöglichte der SpezialEffekt-Crew rund um John Gaeta, für "Matrix Reloaded" noch mehr Aufwand zu treiben. So kann sich Agent Smith (Hugo Weaving) in eine andere Person hineinduplizieren. In einer Szene kämpft Neo gegen mehr als 100 Smiths auf einmal: Eine Kung-Fu-Kampfgruppe spielte diese Szene, die einzelnen Gesichter der Stuntmen wurden in der Filmbearbeitung durch Konterfeis von Weaver perfekt ersetzt.

Einem anderen spektakulären Effekt werden die Zwillinge (Neil und Adrian Rayment), die Neo verfolgen, unterworfen: Sie lösen sich in einer Szene in Nichts, auf um an anderer Stelle aus dem Nichts wieder ins Bild zu kommen. Die visuellen Effekte, aber auch der Soundtrack von "Matrix Reloaded" werden erneut Maßstäbe setzen.

Auch der Plot der "Matrix"-Erstausgabe wurde breit diskutiert - bis in philosophische und theologische Seminare hinein: Die Wirklichkeit - nur ein Computerprogramm oder umgekehrt? Und die Ebenen von Real und Virtuell sind kunstvoll miteinander verwoben, sodass man nicht genau weiß, was für Schein und was für Wirklichkeit zu halten ist. Dazu kommen mythisch-religiöse Zitate samt Archetypen: die Erlösergestalt des Neo (Keanu Reeves), die Prophetenfigur des Morpheus (Laurence Fischburne) und die "Jüngerin" Trinity (Carrie-Ann Moss), welche die Menschheit vor dem virtuellen, aber tödlichen Terror der "Matrix" retten wollen.

Was in "Matrix" inhaltlich bestochen hat, wird in "Matrix Reloaded" allzu konventionell: Neo und Trinity sind nun endlich ein Paar, und die Liebe - wie "neu"! - überwindet den Tod ... Außerdem lernt man die geheimnisvolle Stadt Zion kennen, die von den Agenten bedroht wird: Für die notwendigen Massenszenen war nun genug Budget da. "Matrix Reloaded" verkneift sich außerdem einen Schluss: der Zuseher wird mit einem knappen "to be concluded" entlassen und weiß, dass er nun nicht umhin kann, im November, wenn "Matrix Revolutions", der letzte Teil der Trilogie, anläuft, noch einmal zur virtuellen Matrix-Wirklichkeit zu stoßen.

"Matrix Reloaded" bietet also keinen Stoff für philosophische Seminare. Doch Keanu Reeves und Konsorten liefern wieder perfektes Spiel. Und wer sich von der atemlosen Action gefangen nehmen lässt, kann den inhaltlichen Abbau mehr als verschmerzen. Oder?

MATRIX RELOADED - The Matrix Reloaded

USA 2003. Regie & Buch: The Wachowski Brothers, Schnitt: Zach Staenberg, Musik: Don Davis, Visuelle Effekte: John Gaeta. Mit Keanu Reeves, Laurence Fishburne, Carrie-Ann Moss, Hugo Weaving. Verleih: Warner Brothers. 136 Min.

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