Reliquien aus schwarzer Hand

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"Das sind die ersten Blutstropfen zweier Weltkriege." Mit diesem Satz und einem blutigen Taschentuch begann am Freitag die ORF-Dokumentation "Sarajewo 1914 - Ein Attentat und seine Folgen" von Ernst Trost. Nach dem "D-Day" also das nächste Jubiläum, dem der ORF eine Dokumentation widmet.

Des Erzherzogs Taschentuch ist aber nicht die einzige Reliquie, die noch heute an den 28. Juni 1914 erinnert. Seit damals im Besitz des Ordens, werden weitere Erinnerungsstücke stolz von einem Jesuitenpater präsentiert: Das blutige Hemd Franz Ferdinands, die Tatwaffe, mit der der 19-jährige Gymnasiast Gavrilo Princip auf das Thronfolgerehepaar schoss und schlussendlich die tödliche Kugel.

Und noch ein Überbleibsel der damaligen Zeit fand in der Dokumentation Platz: Vertreter des österreichischen Adels. Neben der 1989 verstorbenen Ex-Kaiserin Zita und Georg Hohenberg, dem Enkel Franz Ferdinands, der seinen Großvater als leidenschaftlichen Jäger und Familienmenschen beschrieb, kamen auch bosnische Historiker und der Großmufti von Sarajewo zu Wort, für den das Attentat ein "feiger Terrorakt" war.

Dankenswerterweise verzichtet Regisseur Ernst Trost auf nachgespielte Szenen und bunte Graphiken. Er zeichnet ein sensibles Portrait der Thronfolgerfamilie und der damaligen Zeit. Trost vergisst auch nicht, die Motive und die ideologische Herkunft des Attentäters, sowie die Untergrundbewegungen rund um die "Schwarze Hand" ausführlich zu erörtern. Jedoch wirkt die Dokumentation durch die vielen Fotografien und die fehlenden Filmaufnahmen sehr statisch. Und die im Titel versprochene Aufklärung über die wahren Folgen des Attentats fehlt.

Am 28. Juni 1914 soll Franz Ferdinand gesagt haben: "Heute werden wir noch ein paar Kugeln bekommen". Dank des Jesuitenordens ist uns eine davon heute noch erhalten geblieben.

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