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Abglanz eines Traums

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Gleichsam als frühsommerliche szenische Intermezzi, zwischen die ausklingenden Wiener Festwochen und den Beginn der Salzburger Festspiele gestellt, luden die Freilichtspiele im Burgenland und in Niederösterreich zum Besuch ein. Forchtenstein eröffnete die Reihe; dort geht, im Sinn der Grill- parzer-Pflege, heuer „Der Traum ein Leben” über die Bretter der treppenreichen, von Karl Eugen Spurny entworfenen Bühne. Fügte sich beim „Ottokar”, den wir im Vorjahr auf Burg Forchtenstein sahen, der ragende Bergfried und die schwere blockige Anordnung der Bastionen sinnvoll und, stimmungssteigernd in die Gesamtheit des Spiels, so ergaben sich nun beim Ihszene von Grillparzers köstbarem, farbenreich leuchtenden und irrlichtern- den Märchen Diskrepanzen zwischen dem Geist der Dichtung und dem Schauplatz, Brüche, die auch die bemühte Regie von Otto Ambros nicht gänzlich zu überbrücken vermochte. Der lockende, sumpfblumenhaft aufblühende Traum, der in schwüler Sommernacht in der Dumpfheit der dürftigen Hütte den jungen orientalischen Parzival Rustan umfängt und ihm im Flug weniger Nachtstunden Triumph und Absturz vorspiegelt, dieses phantastische Geschehen vollzieht sich eher in einer gewissen Nüchternheit, ist Abglanz eines Traumes nur.

Diese tiefsinnige Parabel, diese Allegorie der österreichischen Lebensauffassung des Vormärz, des stillen, nicht aus der Resignation geborenen Sichbeschei- dens, diese Botschaft, vom Dichter in die überhöhte und zugleich volkstümliche Sphäre des Märchens erhoben, bedürfte überzeugenderer Realisierung.

Frank Dietrich bemüht sich, fehlendes jugendliches Feuer durch gutes Sprechen und die sympathische Ausstrahlung seiner ..Persönlichkeit wettzumächen. WöU- gatig Hebenstreiik’ sfdftet”‘deilslucl und den König mit solider bürgerlicher Männlichkeit aus, Inge Brücklmeier vermag leider die wesensmäßige Distanz, die sie von der Mirza und vor allem der Gülnare trennt, nicht zu überwinden. Ein mephistophelischer Zanga, dessen Stärke der Intellekt, nicht die Vitalität ist: Ernst Meister. Profiliert in Nebenrollen: Elisabeth Epp als unheimliches Zauberweib und Felix Pflichter als aufrechter Mahner Karkhän. Die Kostüme (Karl Eugen Spurny) waren in der Wirkung äußerst ungleich. Freundlicher Beifall.

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