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Elizas Wiederkehr

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Bernhard Shaws „Pygmalion“ wurde im Oktober 1913 am k. k. Hofburgtheater uraufgeführt — ein Jahr vor der englischen Premiere. Vor etwa 15 Jahren entdeckten Lerner & Loewe das Stück (das inzwischen auch verfilmt worden war) und machten daraus ein Musical. Man weiß, daß diese perfekte Konfektionsarbeit ein Welterfolg wurde. Wien machte eine Ausnahme, weil 1963 das Stück in einer penetranten Berliner Fassung nicht ankam.

Nun hat Gerhard Bronner den Text ins Wienerische übertragen und die Chansons neu textiert. Hierzu hatte er das posthume Placet von Bernhard Shaw, der verfügte, daß die Rolle der Eliza — jenes kleinen Trampels, der mit Hilfe von Sprachverbesserung zur Lady avanciert — durch den jeweils ortsüblichen Dialog zu charakterisieren sei. Ob „My Fair Lady“ in der Neuinszenierung Rolf Kutscheras im Theater an der Wien ein Erfolg werden wird? Es ist anzunehmen — da das Sujet wirklich sehr komisch ist und die Musik des geschickten Herrn Loewe gar so schön ins Ohr geht. Auch besitzt das Musical zwei bis drei Schlager, die sich hören lassen können.

Doch zur Wiener Aufführung: Josef Meinrad als sprachgläubiger Professor Higgins und Gabriele Jakoby als Eliza Doolittle, seine talentierte ' cKäfer - ind ' Attraktionen. Hugo Gbttschiich als Vater der Eliza hatte fast Schigolch-Format (aus Berg- Wedekinds „Lulu“). Seine Rolle ausfüllend als Oberst Pickering: Egon Jordan, desgleichen Edith Hieronymus als Mrs. Pearce und Erika von Thetlmann als Mrs. Higgins. Daß die Bühnenbilder Rudolfs Heinrichs billig waren (wie für eine Wanderbühne) sei ihnen nicht zum Vorwurf gemacht, lediglich ihre knallbunte

Häßlichkeit. Das trifft zum Teil auch auf die Kostüme von Charlotte Flemming zu — bei denen freilich die Wohlfeilheit des Materials mit zu berücksichtigen wäre.

Doch an all dem lag es wohl nicht, daß sich der Abend in die Länge zog (er hatte Wagner-Dimensionen). Das Ballett, von William LilUiė einstudiert, unterbrach rasant den lauen Fluß der Musik (Leitung Johannes Fehring) und der Handlung (Regie Rolf Kutschera). Bleibt als positivster Eindruck: die junge Gabriele Jakoby, der großen Lady noch nicht ganz gewachsen, aber ein bemerkenswertes Talent, auch stimmlich, auf das die Frau Mama stolz sein darf.

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