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Schreier in der Oper

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Wir meinen nicht den Sänger Peter Schreier und auch nicht die hervorragenden Sänger, die uns vorige Woche anläßlich einer Reprise der „Boheme“ in Zefirellis Inszenierung ein Fest der Stimmen bescherten, wie man es im Lauf einer Spielzeit wohl nur an einigen wenigen Abenden erleben kann. Mirella Freni als Mimi, mit Glanz in der Höhe und Wärme in tieferen Lagen, war ebenso ideal wie Gianni Raimondi, ein kraftvoller, strahlender Tenor, als Rudolf. Renate Holm, Mario Sereni, Karl Ridderbusch und Heinz Hole- cek bildeten ein Vokal-Ensemble, das kaum einen Wunsch offen ließ.

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Wir meinen nicht den Sänger Peter Schreier und auch nicht die hervorragenden Sänger, die uns vorige Woche anläßlich einer Reprise der „Boheme“ in Zefirellis Inszenierung ein Fest der Stimmen bescherten, wie man es im Lauf einer Spielzeit wohl nur an einigen wenigen Abenden erleben kann. Mirella Freni als Mimi, mit Glanz in der Höhe und Wärme in tieferen Lagen, war ebenso ideal wie Gianni Raimondi, ein kraftvoller, strahlender Tenor, als Rudolf. Renate Holm, Mario Sereni, Karl Ridderbusch und Heinz Hole- cek bildeten ein Vokal-Ensemble, das kaum einen Wunsch offen ließ.

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Wenn aber gleich nach den ersten Arien nicht nur geklatscht und — sei's drum! — auch Bravo gerufen, sondern geschrien, gebrüllt und gekreischt wird, so zeigt das nicht nur die Begeisterungsfähigkeit der jungen Leute auf den Galerien und im Stehparterre, sondern auch ihre Disziplin- und Kritiklosigkeit — im Hinblick nämlich auf den relativ bescheidenen musikalischen Anlaß. Die italienischen Gäste, in ihrer Heimat an Temperamentsausbrüche gewöhnt, schienen recht konsterniert über den ohrenbetäubenden Lärm, und zuweilen wußte man wirklich nicht, wie er einzudämmen und die Aufführung fortzuführen sei, zumal sich diese orgiastischen Beifallskundgebungen mitten im 1. Akt und noch einige Male später, etwas abgeschwächt, ereigneten.

Daß dann vor Beginn des zweiten Teiles der arme Dirigent mit lautem Zischen empfangen wurde, trug wenig zur Verbesserung des Gesamteindrucks, den diese Publikumsreaktion machte, bei. Argeo Quadri tat sicher sein Bestes, und weder ihm noch dem Orchester konnte von der Fachkritik etwas Negatives angekreidet werden. So blieb der peinliche Eindruck, daß man mit Argeo Quadri nur deshalb nicht einverstanden war und an ihm seinen Unmut ausließ — weil er eben nicht Karajan war, der vor einigen Jahren bei der Premiere dieser „Bohėme“-

Inszenierung am Pult stand. Aber dafür kann der Arme wirklich nichts!

Dieser Vorfall, einige andere von ähnlicher Art und bevorstehende Veränderungen im Wiener Musikleben lassen befürchten, daß die Atmosphäre in der Oper bald wieder angeheizt sein wird. Daher sollten sich die Wiener Philharmoniker rechtzeitig einer Äußerung ihres ehemaligen Vorstandes erinnern und getrost danach handeln. Dieser sagte nämlich, daß, wenn sich noch einmal — wie in vergangenen Jahren — Demonstrationen ereignen sollten, die mit der künstlerischen Qualität der Aufführung nichts zu tun haben, die Musiker daraufhin ihre Instrumente nehmen und nach Hause gehen würden

• Die bekannte Wiener Malergruppe „Wirklichkeiten", zu der Peter Pongratz, Franz Ringel, Robert Zeppel-Sperl, Martha Jungwirth, Wolfgang Herzig, Helmut Kocher- scheidt und neuerdings Eduard An- geli gehören, eröffnete dieser Tage in der Istanbuler Staatsakademie der Schönen Künste eine repräsentative Ausstellung ihres Schaffens. Das Türkische Staatsmuseum für Neue Kunst hat von jedem Künstler ein Gemälde erworben.

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