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Hawaii und Worms

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Daß die Missionierungsversuche früherer Zeiten mitunter falsche Wege gingen, weiß heute jedermann. In dem amerikanischen Monsterfilm nach dem gleichnamigen Roman von James A. Michener „Hawaii“ wird ein solches Zerrbild in Technicolor und Panavision aufgerollt. Es handelt sich um einen kalvinischen Prediger namens Abner Haie, der mit zelotenhafter Strenge die Sitten und auch heidnischen Unsitten der paradiesischen Insel Hwaii zu Beginn des vorigen Jahrhunderts verändern will. Doch dem Wirken des fanatischen Kal-viners fehlt jedes Einfühlungsvermögen in eine fremde Mentalität, vor allem aber eine echte Liebe zu diesen Menschen. An seiner eifernden Strenge scheitert auch sein ganzes Bemühen. Der wenig ausdrucksvolle Bergman-Darsteller Max von Sydow, der höchstens vom Typ her seiner Rolle näherkommt, vermag diese unglückliche Gestalt nicht genug glaubwürdig zu machen. Dadurch wird das Christentum in einen bedenklichen Gegensatz zu den urtümlichen Eingeborenensitten gebracht, voll von übertriebenem und auch rücksichtslosem Puritanertum, dem man schwerlich Interesse oder gar Bereitschaft entgegenbringen kann. Obgleich der Film fast drei Stunden dauert, kommt die psychologische Analyse der Hauptgesitalt zu kurz. Man kann sich deshalb nur an die farbenprächtigen Naturschiiderungen halten, an Aufnahmen von bestechender Schönheit.

Dr. Harald Reinl, Wegbereiter des deutschen Edgar-Wallace-Geschäftes und auch der einträglichen Karl-May-Renaissance nahm sich „Die Nibelungen“ vor, er nahm aber gleich alle Quellen vom Mittelalter bis Richard Wagner und ließ dieses Heldenlied erschallen. Von der Größe und psychologischen Tiefgründigkeit des Nibelungenepos' ist aber nichts zu verspüren. Man hält sich recht und schlecht an Äußerlichkeiten, Landschaften und großzügigen Ausstattungen, in denen sich aber nur geistig bescheiden begabte Gestalten herumtummeln.

Bescheidene Gemüter werden an dieser neuen Spielart des Unter-haltungsfllms vielleicht etwas Gefallen finden können, denn an „action“ fehlt es ja nicht.

Zu parodieren verstehen die Amerikaner, das muß man ihnen lassen, besonders wenn es um amerikanische Institutionen geht — und der Wildwester ist eine solche. „Zwei tolle Kerle in Texas“ ist eine köstliche Karikatur auf den „Mythos“ des Wilden Westens. Alain Delon als adeliger Spanier, der aus einer anderen Welt zu kommen scheint, richtet in dieser rauhen Gegend beträchtliche Verwirrung an. Dean Martin als verlotterter Waffenhändler und Repräsentant des Wilden Westens wird nach umwerfender Situationskomik, die den ganzen Film hindurch anhält, schließlich sein Freund. Man unterhält sich prächtig.

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