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Als Sportlerin gewohnt, Beschwerden „weezustecken

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FURCHE: Welche Vor- oder Nachteile haben Sie als Frau im Handballsport?

SUSANNE UNGER: Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Wenn Handball für mich zur Belastung wird, dann höre ich damit auf. Das war bisher einmal der Fall, da hatte ich zeitlich Schwierigkeiten mit meinem Studium, auch finanzielle Schwierigkeiten.

FURCHE: Seit wann spielen Sie Handball?

UNGER: Ich habe vor elf Jahren bei Hypo-Südstadt in der Schülermannschaft Handball zu spielen begonnen, dann in der Jugendmannschaft gespielt und bin die „Erfolgsleiter“ mit der Hypo-Süd-stadt-Mannschaft mitgegangen, österreichischer Meister, Europa-Cup-Sieg. Unser nächstes Ziel ist die Qualifikation für die Weltmeisterschaft, dann für die Olympischen Spiele in Barcelona 1992.

FURCHE: Gibt es für Frauen nachteilige oder günstigere Voratissetzungen im Handballsport?

UNGER: Sicher gibt es von. der Konstitution her Voraussetzungen, nicht jede Frau kann Handball spielen. Andererseits spielt aber das Training eine wesentliche Rolle. Wir trainieren achtmal in der Woche, haben am Wochenende zwei Spiele, gegen andere Frauen. Mit Männern haben wir keine Vergleiche. Natürlich gibt es unter Handballerinnen Frauen mit einem robusteren Körperbau, ich bin Flügelspielerin, ich bin dafür klein und schnell, das trainiere ich.

FURCHE: Welche Ratschläge und Hilfen geben Ihnen die Sportmediziner? Etwa für Wettkämpfe während der Menstruation Verschieben der Regel?

UNGER: Ich mache das nicht. Ich glaube nicht, daß es im Handball üblich ist, kenne auch keine Kolleginnen, die das tun.

FURCHE: Ist das nicht doch recht belastend?

UNGER: Als aktive Sportlerin kann man solche Beschwerden wahrscheinlich besser „wegstekken“ als eine normale Frau. Auch im Training kann man nicht jeden Monat dem psychischen Tief nachgeben, und nach dem Eintreten der Regelblutung geht's ja wieder besser.

Wie sehr man darunter leidet, ist - wie auch sonst - von Frau zu Frau verschieden. Natürlich ist dies ein Nachteil gegenüber männlichen Handballern. Im Spiel selbst wirkt es sich nicht aus, da denkt man überhaupt nicht daran. Es ist ein Phänomen, daß man durch die Konzentration die Schmerzen vergißt, erst nach dem Schlußpfiff sind die Beschwerden wieder da. Wir spielen ja auch oft mit Verletzungen, die wir fast nie ausheilen können.

FURCHE: Auch bei denen ist es vermutlich notwendig, die Schmerzen „wegzustecken“ und zu spielen. Ist Ihnen etwas über die Auswirkungen des Handballspielens auf den Verlauf einer Schwangerschaft, auf die Geburt von Kindern bekannt? Etwa von ehemaligen Kolleginnen?

UNGER: Nein. Ich glaube ganz im Gegenteil, daß durch das Training Herz und Kreislauf viel besser auf diese Belastungen vorbereitet sind, daß man selbst seinen Körper genauer kennt. Ob die Durchtrainiertheit der Bauchmuskulatur durch das Werfen beim Handballspiel ein Nachteil ist, weiß ich nicht.

FURCHE: Heißt das aber, daß bei Schwangerschaft mit dem Handballspielen aufgehört werden muß?

UNGER: Trainieren ist sicher noch einige Zeit möglich, aber wettkampfmäßig sollte man es sicher nicht betreiben, die Gefahr für das Kind wäre zu groß. Sicher kommt es auch darauf an, wie man sich selbst fühlt. Auch in früheren Zeiten waren die Frauen während der Schwangerschaft nicht nur behütet.

FURCHE: Wie steht's um die Verwendung von Anabolika im Handball?

UNGER: Ich habe noch nie welche genommen, im Handballsport ist nicht die Kraft allein ausschlaggebend, sondern Taktik und Technik sind äußerst wichtige Faktoren.

Ich habe im Handball noch nie von Anabolika-Anwendung gehört. Natürlich gibt es auch bei uns Doping-Kontrollen, aber nur bei den Weltmeisterschaften. Bestimmte Kopfwehtabletten, die Pille oder schmerzstillende Mittel bei Sportverletzungen müssen dem Sportarzt der Mannschaft angegeben werden, der sie ans Wettkampf-Komitee weitermeldet, falls eine Doping-Kontrolle positiv ausfallen würde. Aber normalerweise wechselt man eher zu einem anderen Mittel.

Mit der Handballerin und Studentin der Fächer Sport und Geschichte sprach Leonore Rambosek.

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