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Arbeitskosten behindern Wettbewerbsfähigkeit

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Während viele wirtschaftspolitische Experten in Österreich gebannt auf die Entwicklung der österreichischen Zahlungsbilanz blicken und ihre Strukturprobleme zu analysieren beginnen, hat das Ford-Institut eine Studie über die Arbeitskosten in Österreich und in den wichtigsten westlichen Industriestaaten im Auftrag der Industriellenvereinigung erstellt, womit alle Hoffnungen auf eine rasche Besserung der österreichischen Handelsbilanz in Frage gestellt werden.

Wie die Analyse der Entwicklung der Arbeitskosten in Österreich zeigt, stiegen gegen Ende der sechziger Jahre die Arbeitskosten in Österreich merklich geringer als im Ausland. Nach der schwachen Rezession 1967/68 war die Produktionsausweitung kräftig und der Lohnauftrieb blieb mäßig. Dies führte zu Marktanteilsgewinnen Österreichs im Außenhandel. Von 1967 bis 1970 erhöhten sich die Arbeitskosten in Österreich nur um fünf Prozent und damit um rund zehn Prozent weniger als in der BRD und im gewogenen Durchschnitt von Österreichs wichtigsten Handelspartnern.

Will man die Arbeitskosten als Indikator für die internationale Konkurrenzfähigkeit der österreichischen Wirtschaft heranziehen, müssen auch die Wechselkursveränderungen berücksichtigt werden. Nun waren in den sechziger Jahren Wechselkursveränderungen noch relativ selten. Bei unserem wichtigsten Handelspartner, der Bundesrepublik Deutschland, spielten sie aber schon damals eine entscheidende Rolle. So erhöhten sich infolge der DM-Aufwertung 1969 die Arbeitskosten in der BRD auf Dollarbasis gerechnet von 1967 bis 1970 um 27 Prozent, während die österreichischen Arbeitskosten — ebenfalls auf Dollarbasis — nur um knapp fünf Prozent anstiegen.

In der nächsten Periode, dem Zeitraum 1970 bis 1975, erhöhten sich die österreichischen Arbeitskosten in nationaler Währung etwa gleich stark wie im internationalen Durchschnitt. Bei Berücksichtigung der Wechselkursverschiebungen ändert sich dies aber entscheidend. Seit 1971 kam es fast Jahr für Jahr zu einer Aufwertung des österreichischen Schillings, die für den Zeitraum 1970 bis 1975 etwa 15 Prozent erreichte. Der Wettbewerbsvorteil vom letzten Drittel der sechziger Jahre verkehrte sich in einen Wettbewerbsnachteil.

Lag der österreichische Arbeitskostenindex 1970 noch um zehn Prozent unter dem Durchschnitt der Arbeitskostenentwicklung in den anderen westlichen Industriestaaten, so lag er 1975 bereits um vier Prozent über dem Durchschnitt.

1976 schwächte sich der Arbeitskostenauftrieb in der österreichischen Wirtschaft zwar auf fünf Prozent ab, das war um drei Prozent weniger als der internationale Durchschnitt. Aber unter Berücksichtigung der Wechselkursverschiebungen verschlechterte sich die relative Ärbeitskostenposition Österreichs erneut. 1976 lag der österreichische Arbeitskostenindex um 5,5 Prozent über dem internationalen Durchschnitt, was bei einer durchschnittlichen Aufwertung des österreichischen Schillings gegenüber der gesamten Welt von 3,4 Prozent nicht verwunderlich ist.

Für 1977 erwartet man in Österreich eine Erhöhung der Arbeitskosten in der Gesamtwirtschaft um 5,5 Prozent, das wären 2,5 Prozent weniger als im internationalen Durchschnitt, aber wieder deutlich mehr als in der BRD.

Vergleicht man die Kostenentwicklung Österreichs mit der der BRD seit 1970, so stiegen die Arbeitskosten in Österreich um 83 Prozent, die in der BRD um 54 Prozent.

Zusammenfassend muß man daher feststellen, daß der Wettbewerbsvorsprung, den Österreich im letzten Drittel der sechziger Jahre erzielte, heute wieder verloren ist.

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