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Bilder und Objekte

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Nachdem vor längerer Zeit im Wiener Künstlerhaus einige Originale des Bildhauers Constantin Brancusi zu sehen waren, zeigt nun die Österreichisch-Rumänische Gesellschaft, im Grillparzer-Saal des Österreich-Hauses im Palais Palffy am Josefsplatz, eine Photoausstellung, die das Werk dieses Pioniers der Moderne in zahlreichen ausgezeichneten Aufnahmen zusammenfaßt. Brancusi, 1876 in Pestisand in Rumänien geboren, bildete sich anfangs als Tischler und Steinmetz aus, bevor er an den Akademien von Krakau, Bukarest, München und Paris studierte. 1906 trug Rodin ihm an, sein Ateliergehilfe zu werden, was Brancusi damals ablehnte, da er bereits begann, eigene Wege zu gehen. Er hatte als durchaus realistischer Bildhauer angefangen, entwickelte sich aber zu dieser Zeit unter dem Einfluß der Bildnerei der Naturvölker und der Volkskunst zu einem Bildhauer größter formaler Vereinfachungen, der nicht mehr eine „Kunst der Buckel und Höhlen“ betrieb, sondern seine elementaren Formen von allen Zufälligkeiten befreite, bis zur letzten Gültigkeit glättete und polierte. Brancusis Plastiken verkörpern, in ihrer nach innen gewandten Konzentration, Archetypen der Gegenständlichkeit, die dem mystischen Symbolismus der fernöstlichen und außereuropäischen Kunst nahestehen. Es sind meist universelle Symbole des Lebens oder der Fruchtbarkeit, die er in Stein oder Holz geschaffen hat: die ersten Kontemplationsobjekte.

Wer nach Eisenstadt kommt, sollte auch die neueröffnete „Galerie 72 — austro peisonia“ im „Haus der Begegnung“ besuchen, in der noch bis zum 10. Februar Zeichnungen und Objekte von Linda Christaneil ausgestellt sind. Anfangs yon Ideen des Kubismus ausgehend, hat Linda Christaneil vor einiger Zeit das Prinzip der Metamorphose auf Zeichnungen von Händen übertragen und dabei mit Umriß- und Innenformen Bedeutungs- und Ausdrucksgehalt der Handform ausgedeutet. Die daraus resultierende Zeichensetzung hat sie nun weiter ausgebaut und in letzter Zeit Graphiken geschaffen, die, teilweise auf Goldpapier gelegt, auch Applikationen (Wattebäuschchen, Fäden, Nähte, Papierstreifen, Perforierungen usw.) einbeziehen und auf raffinierte Weise Jugendstil, Art Dr Dada und den abstrakten Surrealismus verbinden. Nicht zufällig erinnern diese Arbeiten, deren Titel um das Thema des „Hermaphroditen“ kreisen, auch an Zeichnungen der Naturvölker — der Indianer Nordamerikas —, da sie dem Bereich einer privaten Mythologie entstammen. Ihr gehören auch die aus Schaumgummi und Plexiglas gefertigten, aus Würfeln, Schleifen und Bünden bestehenden und feierlich in Schwarz und Gold bemalten Objekte an, die ebenso suggestiv wie die Graphiken magische Praktiken und geheime Rituale anklingen lassen.

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