(Deutsches Theater, Berlin/DDR im Theater an der Wien; „Hamlet/ Maschine" von Shakespeare und Heiner Müller) Acht Stunden Hamlet. Heiner Müllers Inszenierung mit sich selbst als Autor und Übersetzer war Abgesang des DDR-Theaters - und Aufnahmsprüfung in den westdeutschen Theaterbetrieb. Damit braucht es keinen Vergleich zu scheuen. Heiner Müllers Hamlet-Übersetzung ist sprachlich ein Wurf. Sein eigener Text „Hamletmaschine" und was er Shakespeares Schluß anfügt, ist zwar weit entfernt, Hamlet zu präzisieren oder gar zu verbessern, paßt aber zum Anspruch des totalen Genies, kommt der deutschen Neigung, Theaterbesuch in Schwerar-beit ausufern zu lassen, entgegen und liegt auch als kokettes, düsteres Raunen von Blut und Untergang schön im Trend.
Müller erweist sich als Regisseur mit Phantasie und Witz. Aus der Szene, in der Hamlet den betenden König nicht ersticht, macht er ein zum Schreien komisches Porträt schnoddrigen Politiker-Umganges mit ihren „Fehlern", gleich drauf beschwört er das Grauen des Krieges. Darin ist Größe. Die Totengräberszene als Blick aus dem Grab ist wohl Bühnenbildner Erich Wonder gutzuschreiben. Das Finale zerfällt. Sollte es sich um eine Anspielung handeln, ist es damit, worauf angespielt wurde, vorbei.
Schlicht großartig: Ulrich Mühe als Hamlet. Der zerrissene Intellektuelle als Typ des Jahrhunderts. Kongenial Jörg Gudzuhn, der König: Technokrat der Macht.