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Der Teddybär feiert Geburtstag

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Es stimmt wirklich, der Teddybär - heißgeliebter Freund von Männern und Frauen ab drei Jahren - feiert 1993 einen Jubiläumsgeburtstag. 90 Jahre sind es her, daß eine Frau Margarete Steiff den Teddy auf der Leipziger Messe vorgestellt hat.

Seinen Namen soll der Teddy angeblich von Theodore Roose-velt, dem 26. Präsidenten der USA, einem der bekanntesten Männer seiner Zeit haben. Womit allerdings noch immer nicht erklärt ist, daß ein neues Kinderspielzeug ausgerechnet den selben Vornamen bekommt wie der amerikanische Präsident. Die wahren Hintergründe sind wohl nicht mehr feststellbar -oder sollten vielleicht gar die american playboys and playgirls auf diese Weise ihren Präsidenten greifbar gemacht haben?

Aber wie auch immer, heute jedenfalls käme wohl kaum jemand auf die Idee, irgendeinen Verwandten des Teddybären mit dem Vornamen eines der mächtigen Politiker unserer Tage zu verbinden. Oder kann man sich einen Billybären oder Borisbären vorstellen? Da schon eher eine „Bill-Clinton-Privatschule" oder eine „Boris-Jelzin-Taktik".

90 Jahre Teddybär - Teddy ist also längst ein lieber Großvater geworden und lebt bei einer rüstigen 93erin, die ihn mit ins Altersheim genommen hat. Aber seine Kinder und Kindeskinder haben zu Tausenden die Welt erobert. Wer würde denn auch nicht so einem lieben Bären Platz in seinem Zimmer geben?

So ein Teddy ist ja schließlich ein wunderbarer Freund. Den ganzen Tag sitzt er geduldig da und wartet, bis sein kleiner oder großer Menschenfreund nach Hause kommt. Er ist immer da. Und dann hört er sich alles an, was sein Freund so den ganzen Tag erlebt hat.

Der Teddybär hat für alles Verständnis. Bei ihm kann man sich ausweinen und mit ihm kann man blödeln. Mit ihm kann man herrlich schmusen, und zu ihm kann man sich flüchten, wenn die anderen wieder einmal so gemein gewesen sind. Und mit manchen Kindern schläft er sogar noch im selben Bett. Damit sie keine Angst haben in der finstern Nacht.

Der Teddy ist weich, warm, immer bereit zum Zuhören, immer bereit zum Spielen. Er hilft auf Reisen, in fremden, unvertrauten Umgebungen oder gar im Krankenhaus. Als Komplize wie als Blitzableiter muß der Bär großes Anpassungsvermögen zeigen. Er hilft dem spielenden Kind, Situationen zu finden, in denen es lernt, ohne den Einfluß der Erwachsenen zu entscheiden, solange bis es -herangewachsen - den Teddybären wegräumt, um zu zeigen, daß es die Kindheit als abgeschlossen ansieht.

So steht es im Ausstellungskatalog „Bärenlese" (Naturhistorisches Museum, Wien).

Ein guter Pfarrer muß etwas von einem Teddybären an sich haben.

Alles Gute zum 90. Geburtstag, lieber Teddybär!

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